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Abschied mit Trommeln & Trara: Prof. Dr. Greuel
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Abschied mit Trommeln & Trara: Prof. Dr. Greuel

Dass er nicht gerade leise in den Ruhestand geht, war wohl allen klar, doch dass die Lehrzeit von Prof. Dr. Thomas Greuel mit so einem Paukenschlag enden würde, war dann doch überraschend und unterhaltsam zugleich: Nach 17 Jahren an der Evangelischen Hochschule Bochum (EvH Bochum) hielt der Musikpädagoge und Erziehungswissenschaftler Ende Juni seine Abschiedsvorlesung, die auf große Resonanz stieß: Kein Platz blieb unbesetzt. Im Studio kamen viele Studierende, Kolleg_innen und Wegbegleitende zusammen, um ihrem Freund und Mentor ein letztes Mal zu lauschen und um selbst einen musikalischen Beitrag zu leisten. Die Veranstaltung war Teil von ‚EvH kreativ‘ – einer von Prof. Greuel ins Leben gerufenen Reihe, in der Studierende künstlerische Ergebnisse aus Seminaren präsentieren. In seinem Vortrag sprach er „Zur individuellen und sozialen Bedeutung von Musik.“

Er sagt: „Gemeinsames Musikmachen kann Menschen unterschiedlicher sozialer und kultureller Hintergründe sowie mit und ohne Behinderung in leibhaftigen Kontakt miteinander bringen, ihre Kooperation und gegenseitige Rücksichtnahme sowie ihr achtsames, gegenseitiges Zuhören befördern und Tendenzen der Vereinsamung entgegenwirken.“ Gemeinsames und reflektiertes Musikmachen könne deshalb einen wichtigen Beitrag leisten zum gelingenden Leben der Individuen, zur Entwicklung einer möglichst inklusiven Gesellschaft sowie zur Humanisierung der Welt, so Prof. Greuel in seiner Abschiedsvorlesung. „In diesem Sinne ist gemeinsames, inklusives Musikmachen weit mehr als eine musikalisch-künstlerische Tätigkeit. Es ist eine spezifische Form Sozialer Arbeit und gelebter Diakonie.“


(© Ellen Hempel)

Wie sich das live anfühlt, durfte das Publikum in mehreren Klangbeispielen selbst erfahren: Prof. Greuel setzte sich am Klavier mit Stücken von Johann Sebastian Bach oder Johann Krieger auseinander und verband die Musik mit persönlichen Meilensteinen aus seinem Leben. Kriegers Menuett aus dem Jahr 1697 etwa improvisierte der studierte Organist und Pianist kurzerhand neu – im poppigen Vier-Viertel-Takt oder als experimentelle Jazz-Nummer. Dass Musik aber nicht nur etwas für Virtuosen ist, sondern auch sehr niedrigschwellig Menschen jeder Herkunft zusammenbringt, zeigte eine mitreißende Trommelperformance von rund 15 internationalen Studierenden unter der Leitung von Prof. Greuel.

„Thomas Greuel war ausgesprochen präsent im Hochschulleben“, würdigte ihn EvH-Rektorin Prof. Dr. Dr. Sigrid Graumann in ihrer Festrede. „Er hat in vielen Hochschulgremien mitgewirkt, stellte sich als Prodekan zur Verfügung, als sich niemand finden lassen wollte, und er hat sich stets für die Internationalisierung engagiert. Die Auswirkungen seiner ersten Trommelexkursion in den Senegal bekamen wir auch hier in Bochum zu spüren: Es wurde fortan sehr viel getrommelt in unserem Hause, wovon nicht immer alle begeistert waren – vor allem diejenigen, die wie ich, ein Seminar neben, über oder unter Prof. Greuel bestreiten mussten.“ Mit Beharrlichkeit ‚ertrommelte‘ sich der Musikpädagoge so nach und nach auch den eigenen schallisolierten Proberaum an der EvH: Er war maßgeblich am Neubau des großzügigen Musikpavillons beteiligt, der 2016 eröffnet wurde und von dem noch viele Generationen nach ihm profitieren werden – musikalisch und sozial.

Kurzvita:
Prof. Dr. Thomas Greuel studierte Orgel, Klavier und Chorleitung an der Hochschule für Musik Köln sowie Erziehungswissenschaften und Musikpädagogik in Köln und Frankfurt. Nach Tätigkeiten als Musikschulleiter, Organist und Chorleiter unterrichtete er zunächst an einer Gesamtschule in Moers, anschließend am Neukirchener Berufskolleg. 1999 promovierte er an der Uni Köln zum Thema „Soziale Inklusion als künstlerische und musikpädagogische Herausforderung“ und war dort bis 2008 in Forschung und Lehre tätig. Seit 2008 ist er Professor für Musik und Tanz mit dem Schwerpunkt Musikpädagogik an der EvH Bochum.

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