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Erste Absolventin der Vertiefungsspur ASD
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Erste Absolventin der Vertiefungsspur ASD

Kein Tag ist wie der andere im Jugendamt Hattingen – aber genau das gefällt Laura Schiprowski so gut an ihrer Arbeit. Die 24-Jährige unterstützt und berät Familien mit Betreuungsbedarf, moderiert Konflikte in der Trennungs- und Scheidungsberatung und kümmert sich mit viel Engagement um gefährdete Kinder und Jugendliche. Auf die herausfordernden Aufgaben im Jugendamt hat sie sich schon im Studium bestens vorbereitet: Laura Schiprowski ist nämlich die erste Absolventin der „Vertiefungsspur ASD“ an der Evangelischen Hochschule Bochum (EvH Bochum). In dem neuen Qualifizierungsangebot innerhalb des Bachelorstudiums Soziale Arbeit lernen Studierende das Arbeitsfeld des Allgemeinen Sozialen Dienstes (ASD) kennen und können schon früh ausloten, ob sie den komplexen Anforderungen gewachsen sind.


Als Sozialarbeiterin stärkt Laura Schiprowski Familien – bestens vorbereitet durch die Vertiefungsspur ASD an der EvH Bochum. (© EvH Bochum)

Kindeswohl an erster Stelle

„Gerne würde ich Montagmorgens in Ruhe meine E-Mails checken und die Woche durchplanen, aber wenn das Telefon klingelt und ich den Hinweis bekomme, dass irgendwo ein Kind Hilfe braucht oder eine Kollegin Unterstützung benötigt, muss es schnell gehen. Dann gibt es in dem Moment nichts Wichtigeres für mich“, sagt die gebürtige Hattingerin, die jetzt für den Stadtteil Niederwenigern zuständig ist. Sie macht Hausbesuche, führt viele Gespräche, berät sich mit ihren Kolleg_innen zum weiteren Vorgehen und legt Ziele im sogenannten Hilfeplan fest. Manchmal muss die Sozialarbeiterin auch erst einmal einen sicheren Platz für gefährdete Kinder und Jugendliche finden und weitere offizielle Stellen benachrichtigen. „Das fordert natürlich ein hohes Maß an Fingerspitzengefühl und Spezialwissen.“ Auch akute Gefährdungslagen, bei denen es um Missbrauch, Gewalt, Drogen oder Vernachlässigung gehe, schrecken sie nicht ab, sagt die junge Frau, die gerade erst ihr Studium beendet hat, aber schon so selbstbewusst und abgeklärt wirkt wie jemand mit vielen Jahren Berufserfahrung.

In der „Vertiefungsspur ASD“ an der EvH Bochum wurde Laura Schiprowski inhaltlich bestmöglich auf die herausfordernden Tätigkeiten vorbereitet: Auf dem Stundenplan stehen z. B. Gesprächsführung, Stellungnahmen vor Gericht, die klientenzentrierte Beratung oder eine „Fallwerkstatt“, in der die Studierenden echte Fälle theoretisch durchspielen und unter Anleitung Lösungswege entwickeln. Das verpflichtende Praxissemester verbringen die Studierenden außerdem in kooperierenden Jugendämtern.

„Der Bedarf an Fachkräften ist hier riesig und wird es auch in Zukunft bleiben“, prognostiziert Fabian Leopold, Abteilungsleiter „Erzieherische Hilfen“ beim Jugendamt Hattingen: „Natürlich stellen wir bevorzugt Leute ein, die schon wissen, worauf sie sich einlassen. Wir brauchen ‚Überzeugungstäter‘ in unseren Reihen – also gut qualifizierte Menschen, die viel Herzblut und Flexibilität mitbringen.“ Eine der obersten Leitlinien im Hattinger Jugendamt lautet: „Kinder gehören nach Hause. Dafür müssen unsere Mitarbeitenden intensiv mit den häufig überforderten Eltern ins Gespräch gehen und immer wieder Unterstützung anbieten. Wenn diese tatsächlich angenommen wird und die Betroffenen bereit sind, an der Situation zu arbeiten, ist die Erfolgsquote wirklich gut“, sagt der Vorgesetzte, der ebenfalls seinen Abschluss an der EvH Bochum gemacht hat und sich auch eine Spezialisierung im Studium gewünscht hätte: „Eine Vorbereitung auf die wirkliche Arbeitsrealität etwa durch Schwerpunktmodule hätte mir im jeden Fall geholfen. Gut, dass es diese Möglichkeit jetzt gibt.“ Bestenfalls können durch die Angebote des Jugendamtes betroffene Familien befähigt werden, den Alltag wieder eigenständig zu meistern. „Das gehört zu den schönsten Seiten in unserem Beruf“, sagt Fabian Leopold.

Genau diese vielen Eventualitäten machen das Arbeitsfeld im Allgemeinen Sozialen Dienst für Laura Schiprowski so reizvoll: „Ich mag die tägliche Abwechslung. Keine Familie ist gleich, die Problemlagen sind extrem individuell und lassen sich nicht vergleichen. Es gibt also keine festen Muster, ich lerne jeden Tag etwas Neues dazu. Natürlich begebe ich mich dabei auch in unangenehme Situationen, die ich dann meistern muss. Die Arbeit ist sehr anspruchsvoll. Aber gerade das macht es so spannend. Ein klassischer Nine-to-five-Job wäre sicher nicht so erfüllend für mich.“

Passgenaues Angebot

Mit dem erfolgreichen Abschluss der ersten Absolvierenden blickt die Hochschule positiv auf das Projekt: „Unsere bisherigen Erfahrungen zeigen, dass sich die neuen Inhalte gut mit individuell gestalteten Studienverläufen verbinden lassen und wir Studierenden damit ein attraktives Angebot zur fachlichen Vertiefung innerhalb von meist zwei Semestern bieten“, sagt Prorektor Prof. Dr. Dirk Nüsken.

Das Projekt „Vertiefungsspur ASD“ wird vom Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes NRW gefördert. Die Projektverantwortlichen an der EvH Bochum sind Prof. Dr. Dirk Nüsken, Prorektor für Forschung, Transfer und Internationales, und Marleen Steinbrich, wissenschaftliche Mitarbeiterin.

 


Wichtiger Austausch: Mit Abteilungsleiter Fabian Leopold und ihren Kolleg_innen bespricht Laura Schiprowski die weitere Vorgehensweise (v.l.n.r.). (© EvH Bochum)


Weitere Informationen:

Bochum, den 02. Dezember 2025

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