Ich war gerade in der Kanzlerfunktion an der EvH gestartet, da kam die Corona-Pandemie. Es war schnell klar: Den Hochschulbetrieb können wir nur aufrechterhalten, wenn wir eine Ad hoc-Digitalisierung schaffen. Für mich war es quasi eine Feuertaufe, aber so kam das Thema, das zentral für viele Prozesse und Services ist, schnell auf die Agenda. Digitalisierung ist für mich kein Selbstzweck, sondern ein Tool, um zu unterstützen und Prozesse zu verbessern. Wir haben in kurzer Zeit schnell viel geschafft und konnten so trotz der schwierigen Rahmenbedingungen den Hochschulbetrieb sehr gut aufrechterhalten. Das war eine große gemeinsame Anstrengung, die uns direkt zusammengeschweißt hat. Die EvH hat sich seitdem kontinuierlich weiter verbessern können.
Mein Lieblingsplatz am Campus ist die Sitzgelegenheit im Foyer unter dem Spruch ‚So wie Du bist‘. Es ist ein lichtdurchfluteter, einladender Ort, man hat alles im Blick und der Spruch passt einfach zu unserer Hochschule und zu den Menschen, die die EvH ausmachen.
An und in der Hochschule hat sich viel verändert: Meine Vorgängerin hatte bereits viele Jahre gemeinsam mit den Trägern investiert, um die gemeinsame Vision von einer Campushochschule voranzutreiben. Durch Corona, den Ukrainekrieg und die damit verbundenen Baupreissteigerungen habe ich mich in den intensiven Planungssitzungen manchmal gefragt, was sich von den tollen Vorhaben angesichts der geänderten Rahmenbedingungen realisieren lassen wird. Umso mehr freue ich mich, dass das neue Studierendenwohnheim neben der EvH jetzt sicher kommt – das war mir ein Herzensanliegen und ist meine letzte Amtshandlung für die Träger und unsere Hochschule durch die Beurkundung beim Notar.
Wir haben nach innen und nach außen nachhaltig modernisiert und die Aufenthaltsqualität entscheidend gesteigert. Hierbei haben wir neben der Modernisierung des bestehenden Gebäudes und dem Aufbau einer zweiten Bibliotheksetage unter anderem eine Vielzahl neuer Grün- und Aufenthaltsflächen geschaffen, ein nachhaltiges Mobilitätskonzept umgesetzt, Ladesäulen für E-Autos installiert und zusätzliche Stellplätze auf bereits versiegelten Flächen eingerichtet. Hierdurch profitiert auch das umliegende Wohngebiet. Besonders haben wir uns über die Auszeichnung des Stifterverbands als ‚Hochschulperle‘ gefreut, die innovative, beispielhafte Hochschulprojekte würdigt. All diese Fortschritte waren nur durch die Anstrengungen aller Beteiligten möglich, dafür bin ich auch heute noch sehr dankbar.
(© EvH Bochum)
Die EvH hat schon immer eine ausgewiesene Expertise in ihren wissenschaftlichen Themenfeldern. Wir stehen als Hochschulgemeinschaft für eine stabile Wertebasis und tragen diese in unterschiedlichsten Formaten auch sichtbar in die Stadtgesellschaft. Die Hochschule hat sich außerdem auf den Weg gemacht, sich auch in ihrem Quartier zu vernetzen. Anstatt Mauern an Grundstücksgrenzen und Schranken an unserer Parkfläche zu bauen, setzen wir auf offene Türen, eine Mensa, die auch für Nachbarn aus den anliegenden Häusern eine Mahlzeit und gute Gesellschaft bietet. Die EvH ist ein Ort, an dem bereits viele Veranstaltungen für ein breites Publikum stattfinden konnten. Denn Hochschulen sind nicht nur Lehr- und Lernorte, sondern auch Demokratieraum. Zum Austausch und Diskurs gehört auch, sich zu öffnen und genau das tun wir auch für den Stadtteil und die Stadt.
Neben der Digitalisierung und der Campus-Modernisierung gab es noch viele weitere Projekte, die mich begeistert haben, darunter etwa unsere neue Marketingkampagne „Ich will Sinn“, mit der wir gezielt Studieninteressierte ansprechen. Oder die Organisationsentwicklung, die Personalentwicklung und -bindung. Wir konnten trotz der engen Finanz- und Personaldecke Bereiche ausbauen und Personalentwicklungspotenziale entfalten.
Wir stehen als Hochschulgemeinschaft zusammen, das macht uns aus. Während in stressigen Phasen Menschen oft egoistischer werden und verstärkt Reibungen entstehen können, rücken hier bei uns in harten Zeiten alle noch näher zusammen. Das kollegiale Miteinander, die Menschenfreundlichkeit und Wärme, das macht die Arbeit hier aus. Wenn ich auf die Zeit an der EvH zurückblicke, steht über allem eine große Dankbarkeit, auch für das gemeinsam Erreichte. Wir haben die Hochschule gemeinsam zukunftsfest aufgestellt. Ich kann die EvH daher mit einem guten Gefühl verlassen und positiv zurück- und nach vorne blicken.
Die Menschen. Ich bin immer gerne zur Hochschule gefahren. Es gab neben den ganzen abwechslungsreichen Sachthemen, die wir gemeinsam bewegt haben, auch immer jemanden, der ein nettes Wort hatte, eine Minute Zeit oder an ganz harten Tagen auch mal eine Tasse Tee. Ich war als Leitung nicht isoliert, sondern durfte trotzdem Teil der Gemeinschaft sein. Das ist außergewöhnlich und das werde ich vermissen. Wir bekommen immer wieder gespiegelt, dass die EvH für viele Menschen ein Ort ist, an dem sie das erste Mal das Gefühl haben: Hier werde ich gesehen, hier bin ich willkommen. Das trifft besonders auf Erstakademiker_innen zu und auf Menschen, die eine Fluchtgeschichte haben. Die EvH ist ein guter Ort mit guten Menschen, die nicht nur für sich stehen, sondern sich für andere einsetzen. Das ist gerade in rauer werdenden Zeiten so ein hohes Gut, von dem ich mir wünsche und zuversichtlich bin, dass es erhalten bleibt.
Ich wünsche meiner Nachfolgerin oder meinem Nachfolger Offenheit und Innovationskraft, eine offene Tür und ein offenes Herz, Vertrauen in den Prozess und Vertrauen in das Team, dann kann es nur gut werden.
Am 19.09.2025 wurde Kanzlerin Iris Litty feierlich verabschiedet. Ab dem 01.10.2025 übernimmt bis zum Abschluss des Ausschreibungsverfahrens Katja Blindenbacher als langjährige Stellvertreterin im Amt. (© EvH Bochum)
Bochum, den 30.09.2025