Forschungsdaten haben einen Lebenszyklus: Sie werden erhoben, gespeichert, analysiert und ausgewertet, archiviert und letztendlich veröffentlicht und verfügbar gemacht, woraus sich neue Forschungsideen entwickeln können und der Zyklus wieder neu beginnt Bei jedem dieser Schritte muss ich mir überlegen, auf welche Weise ich mit den Daten umgehe – hier geht es um technische Fragen der Datensicherheit, aber auch um Datenschutz, insbesondere wenn mehrere Personen oder Institutionen gemeinsam an einem Projekt mit sensiblen personenbezogenen Daten arbeiten. Dabei ist z. B. entscheidend, dass Backuproutinen und Projektkonventionen zur Dateibenennung eingehalten werden. Oder dass Dokumente wie Interview-Transkripte einen strukturierten Kopf haben – mit Infos zu Zeit, Ort, Namen und weiterführenden Kontakten. Die Umsetzung kann dabei individuell auf das Projekt und den Workflow angepasst werden. Das oberste Ziel ist aber, die Daten so zu verwalten, dass sie schlussendlich selbst veröffentlicht werden können und dann für neue Forschungsvorhaben oder weitere Fragestellungen zur Verfügung stehen, und zwar entsprechend der FAIR-Prinzipien (auffindbar, zugänglich, interoperabel und nachnutzbar). Damit der Veröffentlichungsprozess am Ende also möglichst reibungslos funktioniert und keine Mehrarbeit bedeutet, ist es klug, schon von Anfang an alle Schritte bis zur Publikation zu bedenken und miteinander ins Verhältnis zu setzen. Wer im Vorfeld gut plant und sich beraten lässt, kann sich stärker auf die eigentliche Forschung fokussieren und hat weniger mit dem Management der Daten zu tun.
(© EvH Bochum)
Ich muss sozusagen noch vorsichtiger sein, wenn ich mit personenbezogenen Daten arbeite, insbesondere wenn es um Angaben zur Gesundheit geht. Diese Daten muss ich schützen, etwa durch eine Verschlüsselung von Ordnern oder Datenträgern. Wenn ich Daten über Cloud-Systeme mit anderen teilen will, muss ich darauf achten, dass ich die Kontrolle über den Zugang zu den Daten behalte, um den Anforderungen des Datenschutzes gerecht zu werden. Auf keinen Fall sollten personenbezogene Inhalte also einfach übereinen Messangerdienst hin- und hergeschickt werden. Diese Chats werden beispielsweise automatisiert ausgelesen, um mit den Informationen KI-Systeme zu füttern, aus denen die Daten nicht mehr extrahierbar sind. Ich sollte also immer darauf achten, dass ich die Hoheit über meine Daten bewahre. Denn auch der Schaden, der beim falschen oder fahrlässigen Umgang mit Gesundheitsdaten entstehen kann, ist größer als bei anderen Daten. Aber: Es gibt so viele Kleinigkeiten und rechtliche Stolpersteine, die man als forschende Person gar nicht alle kennen kann – und auch nicht kennen muss. Meine Aufgabe ist es, über die Optionen aufzuklären und dann gemeinsam mit den Wissenschaftler_innen ein passendes Konzept zu entwickeln. Langfristig entsteht so eine Vernetzungsstelle an der EvH Bochum, die dabei unterstützt, das Wissen von einem Forschungsprojekt ins nächste zu übertragen.
Insbesondere für Studierende ist es wichtig, den Umgang mit Daten früh zu lernen und bewährte Verfahren konsequent anzuwenden. So entwickeln sich Routinen, die Fehler vermeiden helfen. Entscheidend ist, die Methoden des eigenen Fachs zu kennen und sie auf das Datenmanagement zu übertragen. Auch ich habe ursprünglich Philosophie und Soziologie studiert und habe mir mein Wissen über Fortbildungen, privates Interesse und im Verbundprojekt „GesundFDM“ angeeignet, an dem die EvH beteiligt war. Auch in meinem Studium ist mir das Thema schon begegnet, als ich in der IT-Abteilung der Universitätsbibliothek Halle gearbeitet habe. Dieses Wissen möchte ich nun stärker in die Hochschule hineintragen und mehr Bewusstsein schaffen. In Lehrveranstaltungen habe ich bereits mit Studierenden Datenmanagementpläne für ihre Praxisprojekte erarbeitet. Der konkrete Bezug sorgt dafür, dass sie Interesse entwickeln und den Mehrwert erkennen. Künftig wollen wir diese Themen noch systematischer im Lehrplan verankern und den Studierenden tiefere Einblicke in datenbezogene Forschungsprozesse geben.
Gutes Forschungsdatenmanagement funktioniert durch eine Standardisierung der Prozesse. Diese führen dazu, dass ich mit meinen Daten effizient und rechtssicher umgehen kann – ich muss weniger Zeit darin investieren, im Nachhinein zu verstehen, was ich einmal wie gemacht habe und kann die Informationen auch später noch ohne großen Aufwand rekonstruieren.
Hans März ist für alle Hochschulangehörigen die passende Anlaufstelle bei allen Fragen rund um das Forschungsdatenmanagement. Nehmen Sie gerne Kontakt auf und vereinbaren Sie einen Beratungstermin:
Weitere Informationen zum Verbundprojekt „Angewandtes Forschungsdatenmanagement für die gesundheits- und pflegebezogenen Wissenschaften (GesundFDM)“ finden Sie auf der Projektwebsite – inklusive Open Science Quiz, mit dem Interessierte testen können, wie gut sie sich mit Forschungsdatenmanagement auskennen.
Bochum, der 06. Oktober 2025