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Mein Kirchentag: Reportage von Student Elijah Pouwels
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Mein Kirchentag: Reportage von Student Elijah Pouwels

Der erste Eindruck des evangelischen Kirchentags 2025 waren die Massen an begeisterten Menschen – aber auch: die fehlende englische Verdolmetschung – beides Wegbegleiter unserer Kirchentagserfahrung. Gemeinsam mit fünf internationalen Studierenden, die gerade am Internationalen Semesterprogramm der EvH teilnehmen, kam ich in Hannover an.

Beatrice, Eugene, Fidele, Kristin, Lawton und ich nahmen auf dem Platz der Menschenrechte an der Eröffnung teil, wo viele verschiedene Grüppchen in der Sonne standen oder auf Wiesen und Bürgersteigen saßen. Überall präsent war der dieses Jahr pinke Kirchentagsschal, den die Internationals sich direkt begeistert holten. Damit mischten wir uns unter die vielen anderen Schaltragenden. Nicht wenige hatten die Farben vergangener Kirchentage umgehängt – ein deutliches Zeichen dafür, dass es für viele ein bedeutendes Event ist, das sie seit vielen Jahren besuchen.


Erlebten zusammen die Vielfalt auf dem Kirchentag 2025 in Hannover (v.l.n.r.): Eugene Ochard Muchi, Beatrice Dwi Putri Rustandi, Kristin Trully Sibay, Elijah Pouwels, Lawton Fredericks und Fidele Tubonyimana.

Vielfalt, Musik und ein mutiger Auftritt

Unsere erste Station war das International Welcome: ein Treffen für die Menschen, die aus anderen Ländern den Kirchentag besuchen. Das Internationale Komitee stellte sich vor und gab Tipps für die anstehenden Tage:
1. embrace the chaos
2. listen to a lot of music
3. go to the sea of lights
4. take breaks – and off we went to do exactly that.

Eugene nahm sich besonders den zweiten Tipp zu Herzen und fragte bei dem kenianischen Chor, der die Veranstaltung musikalisch begleitete, ob er mitsingen dürfe. Eine halbe Minute später stand er mit auf der Bühne und präsentierte zum Abschluss präsentierte sogar noch einen eigenen Song. Das International Welcome endete mit gemeinsamem Tanz und einem Abschlussgebet.

Anschließend landeten wir direkt vor der auf dem Straßenfest des ersten Kirchentagabends: es gab verschiedene Bühnen und Stände, wir hörten ein wenig Jazz, ein wenig Pop, das Highlight war ein Stand mit Tänzen und Musik aus verschiedenen afrikanischen Ländern, bei denen ein Teil der Gruppe mittanzte. Erschöpft fuhren wir zurück in die Gemeinschaftsunterkunft – eine Grundschule in Hannover Linden – und machten es in unseren Schlafsäcken für die Nacht gemütlich.

Spiritualität trifft Streetfood

Am Donnerstag standen wir früh auf, um rechtzeitig bei der ersten Dialogbibelarbeit anzukommen, die im internationalen Programm stand. Leider war die ausgesuchte Veranstaltung schon voll, deshalb gingen wir zur zweiten Option eine Halle weiter – hier sprachen Hamira Kobusingye auf Englisch und Christian Kopp auf Deutsch zu dem Thema „Mut zum Widerspruch“ mit Bezug auf Markus 7,24-30. Leider wurde das Deutsch nicht verdolmetscht, trotzdem war es interessant, dieses Thema mit Bezügen auf die Bibel beleuchtet zu sehen.

Danach besuchten wir den Markt der Möglichkeiten, wo sich verschiedenste kirchliche und gemeinnützige Organisationen präsentieren. Nachdem alle die für sie interessanten Stände abgeklappert hatten, machten wir uns gemeinsam auf die Suche nach Essen – genauso wie der Großteil der anderen Besuchenden. Aufgrund der (wirklich sehr!) langen Schlangen an den Essensständen verließen wir das Messegelände und statteten dem lokalen Dönerladen einen Besuch ab – inklusive erster typisch deutscher Currywurst für unsere indonesischen Studentinnen. Abends besuchten die internationalen Studierenden ein Konzert, während ich die Gelegenheit nutzte, mit einer Freundin aus Hannover die Stadt zu erkunden (und für die Internationals die besten Geheimtipps herauszufinden).

Unerwartet bekannt – vertraut neu

Am Freitag fielen alle ziemlich erschöpft aus ihren Schlafsäcken – die vielen Eindrücke hatten bereits ihre Spuren hinterlassen. Um 11 Uhr machten wir uns auf den Weg zum ersten Panel mit dem Thema „Humans, God and AI“, das interessante Fragen zu Chatbot-Seelsorge und der (nicht gegebenen) Göttlichkeit von ChatGPT & Co. aufwarf. Danach besuchten wir das Treffen der ökumenischen Westfalen-Gemeinde für die internationalen Mitglieder der Gemeinde. Es gab einige Informationen zu der Arbeit des Zusammenschlusses und wir erarbeiteten in Kleingruppen Ideen dazu, wie die internationale Zusammenarbeit jede_n bestärkt und vor welchen Aufgaben wir die ökumenische Kirche sehen, um „mutig, stark und beherzt“ (das Motto des Kirchentags 2025) zu sein. Alle hängten ihre beschrifteten Zettel an eine Schnur, die den gesamten Raum durchzog und so alle Ideen miteinander verband.  Darunter sangen und tanzten wir gemeinsam.



Hungrig machten wir uns auf den Weg zu einem der Essensstände, der jedoch noch ein wenig länger auf uns warten werden müsste – denn wir trafen auf dem Weg den in Tansania aufgewachsenen, und mittlerweile in Hamburg lebenden Pastor, der Eugene bei seinem Weg zum Austauschprogramm in Bochum unterstützt hatte – diese Art von zufälligen freudigen Begegnungen machten den Kirchentag aus. Auch die anderen Studierenden trafen am Stand der United Evangelical Mission, über die sie zum Teil Stipendien für ihren Deutschlandaufenthalt erhalten hatten, alte Bekannte wieder. Dort verbrachten wir einen Großteil des Nachmittags und warteten das Gewitter ab, das sich draußen breit gemacht hatte. Abends machten wir uns auf den Weg zum Opernplatz in der Innenstadt, wo Teilnehmende des Kirchentags ein gemeinsam einstudiertes Blasmusikkonzert mit Nils Landgren gaben. Ich habe noch nie so viele Blechinstrumente auf einmal gesehen! Danach setzten wir den Tipp des Internationalen Komitees um; nahmen an dem Lichtermeer teil und hörten mit Kerzen in den Händen dem Abschlusssegen zu.

Für Samstag nahmen wir uns eine kurze Besichtigung der Stadt vor – Waterloo-Turm, Leinebrücken und sogar ein zufälliger Straßenflohmarkt – und danach bot das von Prof. Dr. Narku Laing moderierte Panel zu dem Thema „Racist realities, anti-racist expectations – How can a diverse society thrive?“ einen spannenden Abschluss zu unserem Kirchentagsprogramm. Den Nachmittag ließen wir in der Sonne in den Herrenhäuser Gärten ausklingen und machten uns mit vielen neuen Erfahrungen und spannenden Begegnungen im Gepäck auf den Weg zurück nach Bochum.

Eine Reportage von Elijah Pouwels (8. Semester Soziale Arbeit an der EvH Bochum)

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