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Neu an der EvH: Sandra vom Ende
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Neu an der EvH: Sandra vom Ende

Sandra vom Ende hat an der EvH selbst Soziale Arbeit studiert und anschließend eine Weiterbildung in Essen zur Systemischen Familientherapeutin sowie zur Fachkraft im Kinderschutz gemacht. Nach zehn Jahren in der Praxis, zuletzt als Fachbereichsleiterin in der Pflegekinderhilfe, kehrt sie nun zurück in den Hörsaal: Ihre Erfahrungen will sie an die Studierenden weitergeben. Dabei stehen die Kinder- und Jugendhilfe, Methoden der Sozialen Arbeit und Kommunikation bei ihr im Fokus. Außerdem ist die 32-Jährige fortan die neue Schnittstelle zwischen Praxiseinrichtungen und EvH, wenn es um Praktika für Studierende oder Kooperationen geht. Ein Interview.


(©EvH Bochum)

Warum überhaupt was Soziales?

Für mich war schon immer klar, dass ich mit Menschen arbeiten möchte. In meinen ersten Überlegungen ging es zunächst in Richtung Polizeipsychologie, Grundschullehramt oder auch Soziale Arbeit. Hier fand ich dann die Bandbreite an Handlungsfeldern und beruflichen Möglichkeiten so spannend – man kann mit alten Menschen arbeiten oder mit Kindern- und Jugendlichen, im Krankenhaus, in Schulen oder in der Eingliederungshilfe. Darum habe ich mich für ein Studium der Sozialen Arbeit entschieden und mich später auf die Kinder- und Jugendhilfe spezialisiert. Mir ist es ein besonderes Anliegen, Kinder zu fördern und zu unterstützen – entweder in der direkten Arbeit oder als Fachbereichsleitung, wo ich auf höherer Ebene Entscheidungen treffen kann, um Verbesserungen anzustoßen.

Jetzt wechseln Sie von der Praxis wieder an die Hochschule. Was ist das für ein Feeling?

Ich würde sagen, dass ich zwei Feelings habe: Einerseits fühlt es sich vertraut an, wieder am Campus zu sein – ich verbinde sehr positive Erfahrungen und Erinnerungen mit meinem Studium. Und ich kenne mich schon aus, Mensa und Studierendensekretariat sind noch am gleichen Ort. Andererseits hat sich auch einiges verändert. Viel wurde renoviert und umgebaut. Die neuen Räumlichkeiten sind sehr ansprechend geworden. Jetzt „auf der anderen Seite“ zu stehen und zu lehren, fühlt sich noch neu an – aber dadurch, dass ich zwischenzeitlich schon als Lehrbeauftragte an der EvH tätig war, ist der Einstieg relativ sanft. Auch wenn die Studierenden zum Teil ungefähr in meinem Alter sind, bewegen wir uns in klaren Rollen und gleichzeitig auf Augenhöhe – ich weiß ja selbst, wie es war, hier zu studieren. Jetzt bringe ich Berufserfahrung mit, kann diese zwei Welten zusammenführen und die Studierenden profitieren hoffentlich davon.  


Wie sieht das ganz konkret aus? Wie bringen Sie die Erfahrung aus der Kinder- und Jugendarbeit in Ihre Seminare ein? Und welche Schwerpunkte setzen Sie dabei?

Es macht mir Freude, jetzt eine Veranstaltung in der ambulanten Kinder- und Jugendhilfe zu gestalten, in der ich Theorie und Praxis so eng miteinander verknüpfen kann. Wenn es jetzt zum Beispiel um den Paragraphen 36 im SGB VIII geht, also um die Hilfeplanung und wie sie im Gesetz verankert ist, kann ich reale Erfahrungen einbringen, wie die konkreten Schritte und Maßnahmen aussehen. Was macht das Jugendamt und was macht ein freier Träger und welche Schritte sind dafür notwendig? Diese Einblicke schätzen meine Studierenden sehr. Wir besprechen im Seminar echte Fälle – anonymisiert natürlich – und lernen echte Menschen aus den Einrichtungen kennen, die ihre Erfahrungen mit uns teilen. Wir machen praktische Übungen und Risikoeinschätzungen. Aktuell gucken wir zum Beispiel eine ARD-Dokumentation mit dem Titel „Jugendämter in Not – Kinder in Gefahr“. Gemeinsam ordnen wir das Gesehene ein. Mir ist es nämlich total wichtig, dass die Studierenden ein authentisches Bild von ihrem späteren Arbeitsbereich haben. Das trägt dazu bei, eine Haltung zu entwickeln und zu vermitteln, dass die Arbeit des Jugendamtes, das Herzstück der Kinder- und Jugendhilfe ist. Ich will Mut machen, sich für Kinderrechte einzusetzen, die Situation kontinuierlich zu verbessern und gleichzeitig zeigen, dass es schon jetzt viele erfolgreiche und gelingenden Zusammenarbeit zum Schutz von Kindern- und Jugendlichen gibt.

Welche wichtigen Botschaften für das spätere Berufsleben möchten Sie Ihren Studierenden mitgeben?

Meine Kernbotschaft ist: Entwickeln Sie eine professionelle Identität! Reflektion und Selbstreflexion sind dafür enorm wichtig. Als Menschen bringen wir auch immer unsere persönliche Erfahrung mit ein, trotz aller Professionalität, die wir uns erarbeiten können. Fordernde Situationen können etwas in uns persönlich auslösen. Darum ist es wichtig, innerlich gestärkt zu sein und eine professionelle Haltung entwickeln zu haben. Zusätzlich möchte ich ein Bewusstsein für gute Kommunikation vermitteln. Wir alle kommunizieren jeden Tag – aber eher unbewusst und automatisch. Mit den Studierenden drücke ich auf die Stopp-Taste und wir hinterfragen gemeinsam: Wie läuft Kommunikation ab? Wie kann ich sie beeinflussen und welche Auswirkungen hat das in meinem beruflichen Alltag, etwa im Umgang mit Klient_innen oder wenn ich mit der Fach-Community spreche? Diese Fragen treiben mich an. Und das ist das Schöne an meinem Seitenwechsel: Ich kann mit meiner Arbeit an der Hochschule positiven Einfluss nehmen und gesellschaftliche Verbesserungen anstoßen, nämlich indem ich Studierende gut vorbereite auf ihre künftige Tätigkeit als Sozialarbeitende.

(Bochum, den 12. Juni 2025)

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