Endlich wieder in Präsenz: Mit einem Festgottesdienst in der Ev. Lukaskirche und einem anschließenden Sektempfang samt Buffet an der EvH wurden die Absolvent_innen des Sommersemesters 2022 am Donnerstag, 14. Juli, feierlich verabschiedet. EvH-Seelsorgerin Brigitta Haberland beschwor während ihrer Ansprache die Möwe Jonathan herauf und die Freiheit, die diese beim Fliegen spürt. "Diesen Traum von Freiheit und Leichtigkeit spüren Sie sicherlich jetzt auch nach dem großen Prüfungsdruck", wandte sie sich an die zahlreich erschienenen Absolvent_innen. "Sie sind jetzt Ihre Fesseln los!"
Auch Prof. Dr. Dr. Sigrid Graumann freute sich, wieder in Präsenz vor den Absolvent_innen zu stehen. Viel zu lange sei das nicht möglich gewesen. In diesem Zusammenhang zitierte die EvH-Rektorin den Sozialphilosophen Martin Buber mit den Worten: „Alles wirkliche Leben ist Begegnung“. Dies präge sowohl das Hochschul- wie auch das spätere Berufsleben. "Wir sind so stolz auf Sie: Sie haben Ihr Studium unter belastenden Umständen gemeistert. Und das ist bei den aktuellen Bedingungen keine Selbstverständlichkeit." Allein, den professionellen Umgang mit Herausforderungen hätten sie ja bereits im Studium gelernt.
Viele von ihnen seien mit einem klaren Berufsbild vor Augen ins Studium gestartet und würden jetzt - angesichts sozialer Probleme und Spaltungen in der Krise - mehr denn je gebraucht. Egal, welchen Studiengang sie an der EvH absolviert hätten: "Was Sie gelernt haben, ist systemrelevant", so Graumann. Sie bestärkte die Absolvent_innen darin, mit einem klaren, kritischen Blick in den Beruf zu gehen, auf gesellschaftliche Missstände hinzuweisen und sich gemeinsam für eine dauerhafte Anerkennung sozialer Berufe einzusetzen. "Ohne Ihre Arbeit, ohne Ihre Sorge für andere Menschen kann eine Gesellschaft nicht existieren."
Auch für eine faire Bezahlung gelte es zu kämpfen, "denn Sie können nicht allein von der Dankbarbeit Ihrer Klient_innen leben". Wer dem Studium nicht komplett den Rücken kehren wolle, könne gerne für einen Master-Studiengang oder eine Promotion an die Hochschule zurückkommen und sich für letzteres am neuen EvH-Forschungs- und Promotionszentrum „TiFo“ beraten lassen.
Auch der Verein der Freunde und Förderer der EvH überbrachte während des Gottesdienstes seine herzlichsten Glückwünsche zum gelungenen Abschluss: "Sie haben sich durchgeschlagen in besonders schwierigen Zeiten. Ihnen ist Außergewöhnliches an einem außergewöhnlichen Ort gelungen!" Mittlerweile sei die EvH gewachsen und doch ein Kleinod geblieben. Was die Hochschule ausmache, sei diese Mischung aus persönlichem Kontakt, Innovation, angewandter Wissenschaft und purer Liebe zum Menschen. "Und Sie waren mittendrin."
Der AStA der EvH gratulierte aus bester Tradition heraus humorvoll: "Jetzt müsst Ihr endlich keine Bafög-Anträge mehr stellen, dafür aber Steuererklärungen schreiben. Ihr könnt jetzt Vollzeit arbeiten und richtig Kohle verdienen, habt dafür aber nur noch 30 Tage Urlaub im Jahr.“ Dann gab es noch gute Ratschläge mit auf den Weg: „Ihr habt viel Zeit damit verbracht, den Ansprüchen anderer gerecht zu werden. Jetzt ist es an der Zeit, Euer Leben so zu leben, wie es sich gut anfühlt!“ Dabei sei es okay, auch mal nein zu sagen. Wichtig sei nur, "einfach menschlich zu sein, denn ein bisschen Kontra schadet der Welt nicht“.
Foto: Katrin Gnauert