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Alt werden und Behinderung: Eindrücke vom Vortrag
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Alt werden und Behinderung: Eindrücke vom Vortrag

„Alter(n) aus der Perspektive der Disability Studies“: Jetzt fand der letzte Vortrag der Veranstaltungsreihe „Nachteil hoch zwei plus x – Intersektionalität im Kontext von Behinderung“ statt, organisiert vom Transfernetzwerk Soziale Innovation (s_inn) und dem Bochumer Zentrum für Disability Studies (BODYS).

Vertr.-Prof. Dr. Michael Zander: „Es ist gesellschaftlich verankert und akzeptiert, dass mit dem Alter Beeinträchtigungen dazu kommen“: Diesmal referierte Dr. Michael Zander zum Thema „Alter(n) aus der Perspektive der Disability Studies“. Er vertritt die Professur „System der Rehabilitation“ im Studiengang Rehabilitationspsychologie an der Hochschule Magdeburg-Stendal. Seine Arbeitsschwerpunkte sind Disability Studies, Kritische Psychologie und Praxisforschung.

Der Vortrag begann mit einer kurzen Darstellung der Annahmen der Disability Studies in Abgrenzung zu jenen der „traditionellen“, medizinisch-zentrierten Sichtweise. Dabei betonte Zander, dass beide Perspektiven koexistieren können. Anschließend erläuterte er die im SGB IX geregelten Leistungen zur Teilhabe. Dabei verwies er darauf, dass die Gesellschaft mit „Älter werden“ zwangsläufig hinzukommende Beeinträchtigungen assoziiert und diese als gegeben ansieht. Im weiteren Verlauf des Vortrages kam noch die biografische Auswirkung von Beeinträchtigung und Behinderung im historischen Kontext zur Sprache. 

Daran schloss sich als kleiner Exkurs eine Darstellung der durch die Klimaerwärmung steigenden gesundheitlichen Risiken von Menschen im höheren Alter und von Menschen mit Behinderung bzw. Vorerkrankungen an. Außerdem stellte Zander mehrere kritisch-psychologische Begriffe der Biografie- und Altersforschung vor. Zum Schluss endete er – bezugnehmend auf den Titel der Veranstaltungsreihe von s_inn und BODYS – mit einer kurzen kritischen Reflexion des Intersektionalitätsbegriffes. Im Hinblick auf die Theorien der Intersektionalität befürwortete Michael Zander ausdrücklich die Einbeziehung und die Betrachtung unterschiedlicher Dimensionen, problematisch sei aus seiner Sicht die Individuumszentrierung.

Prof. Dr. Birgit Schuhmacher: „Menschen mit Demenz werden gesellschaftlich ausgeschlossen“: Anschließend folgte das Co-Referat von Prof. Dr. Birgit Schuhmacher mit dem Titel „Demenz als Behinderung des Alters?“. Sie ist Professorin im Gebiet Sozialwissenschaften an der EvH RWL in Bochum und berichtete in ihrem Vortrag von ihrer Forschung zu alternden Menschen.

Schuhmacher begann mit der Erläuterung des Demenzbegriffs, hierbei unterstrich sie, dass Demenz ein hoch individuelles und vielfältiges Geschehen sei. Außerdem stellte sie heraus, dass alte Menschen mit (kognitiver) Behinderung sich leistungsrechtlich und soziokulturell deutlich von Menschen mit Behinderung, die älter werden, unterscheiden.

Hieran schloss sich eine Darstellung der verschiedenen Exklusionsdimensionen, die deutlich machte, dass bei Eintritt einer Demenz die folgende Biografie von Menschen gesellschaftlich entwertet werde. Der letzte Teil des Vortrags zeigte auf, dass die Selbst- und Fremdzuschreibung von Demenz momentan weiterhin als „krank“ und nicht als „behindert“ definiert wird.

Aktuell gebe es wenige Schutzräume für Menschen mit Demenz wie z.B. unterstützende Selbsthilfegruppen. Schuhmacher lieferte einen Ausblick in Bezug auf den Demenz Support Stuttgart, welcher die Persönliche Assistenz als Teilhabeleistung für demente Menschen fordert.

Am Ende der Veranstaltung entstand eine angeregte Diskussion unter den Teilnehmenden und Referierenden, dabei standen vor allem die kritische Betrachtung des Intersektionalitätsbegriffs und die Bezeichnung von Demenz als „Krankheit“ statt „Behinderung“ im Vordergrund. Zu diesem Aspekt brachten mehrere Teilnehmende ihre eigenen Sichtweisen ein.  

Organisiert wurde die Vortragsreihe von Sinem Malgac (s_inn), Jens Koller (s_inn) und Gudrun Kellermann (BODYS). Weitere Informationen und Berichte vergangener Vorträge der Veranstaltungsreihe „Nachteil hoch zwei plus x – Intersektionalität im Kontext von Behinderung“ finden Sie hier: https://www.bodys-wissen.de/Online-Vortragsreihen.html

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