Stefan Palmowski, selbst Absolvent des BA-Studiengangs Pflegewissenschaft an der EvH RWL, war jetzt als Referent an der Evangelischen Hochschule zu Gast. Er gab Einblicke in seine Zeit bei der Unabhängigen Patientenberatung Deutschland und in seine aktuelle Tätigkeit bei der Bertelsmann Stiftung, wo er als Projektmanager tätig ist.
Mit ihrem gerade gestarteten Projekt „Patient mit Wirkung“ setzt sich die Stiftung unter anderem für eine gute Arzt-Patienten-Kommunikation ein, damit sich Ärzte und Patienten auf Augenhöhe begegnen, über Behandlungsalternativen sprechen und dann gemeinsam eine Entscheidung treffen können.
Zuständig für Kompetenzfeld Gesundheit/Medizin
„Ich wollte eigentlich nie in die Beratung“, gab Stefan Palmowski vor den Studierenden zu. Durch Zufall aber sei er bei der Unabhängigen Patientenberatung Deutschland (UPD) gelandet, wo er von 2007 bis 2015 für das Kompetenzfeld Gesundheit/Medizin einer Beratungsstelle zuständig war.
Zur Veranschaulichung hatte Palmowski einige Zahlen parat: So hätten dort 2015 rund 80 000 Beratungsgespräche in 21 Beratungsstellen stattgefunden - 20 000 davon wurden als besondere Problemlagen dokumentiert, so etwa Behandlungsfehler oder Fälle, die die Zahngesundheit betreffen. Beraten wurden vor allem Klienten zwischen 40 und 65 Jahren und mehr Frauen als Männer.
Diskussion am Fallbeispiel
Ansatz der UPD war es, durch professionelle Beratung und mit Hilfe qualitätsgesicherter Informationen Patienten dabei zu unterstützen, die Probleme, mit denen sie im Gesundheitswesen konfrontiert waren, zu bewältigen. Am Fallbeispiel „Hilft eine Herzhose bei Herzinsuffizienz“ wurde mit den Studierenden diskutiert, wie der Beratungsprozess aufgebaut sein sollte.
Die Studierenden interessierte dabei vor allem, wie mit Anfragen umzugehen sei, für die man selbst kein Experte ist. Jene von ihnen, die aktuell in der Pflege tätig sind, sehen Beratung einerseits als Bestandteil ihres Aufgabenprofils („Wir sind in unserem Beruf immer Berater und Anleiter“). Andererseits haben sie Respekt davor, mit Themen konfrontiert zu sein, mit denen sie sich nicht auskennen.
Wichtig ist aktives Zuhören
„Es zeugt von einer professionellen Haltung, wenn ich dem Ratsuchenden gegenüber zugebe, dass ich mich selbst erst schlau machen muss,“ sagte Stefan Palmowski dazu. Wichtig sei vor allem, den Ratsuchenden aktiv zuzuhören („die meisten haben erstmal das Bedürfnis, jemanden zu haben, der sie ernst nimmt und ihnen zuhört“) und durch gezieltes Nachfragen den Auftrag des Beraters zu klären.
Darüber hinaus könne man nicht alles direkt lösen. Beratung müsse als Prozess verstanden werden, und der Berater ist dabei der Akteur, der ihn strukturiere. Das helfe auch gegen ein Gefühl von Hilflosigkeit. Bei medizinischen Fragen besteht die besondere Kompetenz des Beraters vor allem darin zu wissen, wie man evidenzbasierte und vertrauenswürdige Informationen finden kann und an welche Stellen weiterverwiesen werden müsse, wenn die eigenen Grenzen erreicht seien.
Endlich Zeit für den Patienten
Wie die Studierenden betonten, sehen sie selbst Vorteile darin, nicht nur im Rahmen des pflegerischen Handelns, sondern „Vollzeit“ als Berater tätig zu sein: „Endlich mal Zeit für den Patienten haben, was man in der Pflege sonst nicht hat“. Überdies zeigten sie sich überzeugt, dass sie durch ihren Pflegeberuf einen Vorteil haben, da sie ja schon gelernt hätten, Distanz zu wahren. Sie waren sich aber auch ihrer Grenzen bewusst, denn: „In der Pflege weiß man zu jeder Zeit, was zu tun ist, das muss man sich für die Beratung erst erarbeiten“.