„Was ist eigentlich gut?“ – Interdisziplinäre Perspektiven auf zukünftige Schnittstellen der Pflege - unter diesem Titel fand am 21. Mai 2019 eine Fachveranstaltung an der EvH statt, an der Kooperationspartner aus Wissenschaft und Praxis sowie Mitarbeitende und Studierende der Hochschule teilnahmen. „Was ist eigentlich gut?“ – Interdisziplinäre Perspektiven auf zukünftige Schnittstellen der Pflege - unter diesem Titel fand am 21. Mai 2019 eine Fachveranstaltung an der EvH statt, an der Kooperationspartner aus Wissenschaft und Praxis sowie Mitarbeitende und Studierende der Hochschule teilnahmen. Zu Beginn der Veranstaltung referierte der Pflegeexperte Prof. Dr. Andreas Büscher von der Hochschule Osnabrück als Leiter des Deutschen Netzwerks für Qualitätsentwicklung in der Pflege über die Frage, was gute Pflege ausmacht.
Es folgten die vier Antrittsvorlesungen der Professorinnen, die für den Fachbereich II berufen wurden. Prof. Dr. Birgit Schuhmacher thematisierte das Konzept der Sorge im Alltagsver-ständnis und in den professionellen Kontexten der Pflege, der Heilpädagogik und sozialen Arbeit. Sie zeigte auf, dass der Begriff der Sorge im Alltagsverständnis eher negativ besetzt sei, wohingegen er für die Pflege das Fundament der professionellen Identität darstelle und positiv konnotiert sei. Sie ging auf Teilungslinien der Sorge im Welfare-Mix, also an der Schnittstelle von Familie, Zivilgesellschaft, Staat und Unternehmen ein und verwies auf die Chancen einer interdisziplinären Professionsentwicklung anhand des Sorgebegriffs, die nicht zuletzt Gewinne für die Sorgeempfänger selbst mit sich bringe.
Prof. Dr. Miriam Ballschmieter zeigte in ihrem Vortrag zukünftige Berufsfelder der Pflege am Beispiel der Zielgruppe psychisch erkrankter Menschen auf. Sie argumentierte dabei, dass Pflegewissenschaftler_innen besonders geeignet seien, um psychisch erkrankte Menschen langfristig als Lotsen durch das Versorgungssetting zu begleiten. Dies könne im Tandem mit einem Genesungsbegleiter erfolgen, sodass Profi und Peer im Trialog mit Patienten und Angehörigen eine bedarfsgerechte Versorgung planen und den Zugang zu niedrigschwelligen Hilfen für die gesamte Familie ermöglichen könnten.
Prof. Dr. Christiane Knecht beleuchtete anschließend die Weiterentwicklung der Pflegepro-fession durch das internationale Konzept Advanced Nursing Practice, das für eine erweiterte Pflegepraxis steht und prüfte seine Übertragbarkeit auf Deutschland. Sie zeigte auf, dass es international sehr unterschiedliche Ausprägungen der Rollen erweiterter Pflegepraxis gibt. Daher sei es dringend notwendig, potentielle Handlungsfelder, damit verbundene Aufgaben und Kompetenzen zu definieren, die von einer Pflegeperson in einer erweiterten berufli¬chen Pflegepraxis in Deutschland erwartet und übernommen werden. Im Fokus stünden dabei die Erweiterung von Kernaufgaben und die Spezialisierung, nicht jedoch die Delegation und Sub-stitution medizinscher Leistungen und Tätigkeiten.
Prof. Dr. Andrea Kuhlmann widmete sich dem Thema Nutzerorientierung und Partizipation und zeigte daraus resultierende Anforderungen für die Versorgungsgestaltung im Alter auf. Mehr Nutzerorientierung in der Versorgung erfordere ein (gesundheits-)kompetentes Ver-halten und mehr Beteiligung der Patienten im Versorgungsprozess. Dies sei besonders für ältere mehrfach erkrankte Patienten in einem fragmentierten Versorgungssystem voraussetzungsvoll. In der Versorgungsgestaltung komme deshalb der Information, Beratung und Schulung älterer Patienten sowie einer patientenorientierten Zusammenarbeit der beteiligten Professionen Bedeutung zu. Umsetzungsmöglichkeiten verdeutlichte sie am Beispiel eines aktuellen Praxisprojektes zum Aufbau eines Gesundheitszentrums im ländlichen Raum.
Im Anschluss wurden die Vorträge durch Kurzstatements aus Wissenschaft, Praxis und der Betroffenenperspektive kommentiert.
Bildzeile: "Was ist eigentlich gut?" - Interdisziplinäre Perspektiven auf zukünftige Schnittstellen der Pflege: Unter diesem Thema hielten jetzt Prof. Dr. Miriam Ballschmieter (Foto, 3.v.r.), Prof. Dr. Christiane Knecht (2.v.r.), Prof. Dr. Andrea Kuhlmann (3.v.l.) und Prof. Dr. Birgit Schuhmacher (2.v.r.) ihre Antrittsvorlesungen. EvH-Rektorin Prof. Dr. Dr. Sigrid Graumann (r.) gratulierte. Zu Beginn der Veranstaltung referierte der Pflegeexperte Prof. Dr. Andreas Büscher von der Hochschule Osnabrück als Leiter des Deutschen Netzwerks für Qualitätsentwicklung in der Pflege über die Frage, was gute Pflege ausmacht. Foto: Gnauert