Prof. Dr. Susanne von Hehl bei der Podiumsdiskussion zum Thema "Arbeit und Familie vereinbare". Fotograf: Christian van't Hoen
In einer Zeit, in der sich die Arbeitswelt ständig weiterentwickelt und neue Herausforderungen an Unternehmen gestellt werden, rückt das Thema Vereinbarkeit von Beruf und Familie zunehmend in den Fokus. Eine familienbewusste Personalpolitik ist nicht nur ein Schlagwort, sondern eine Notwendigkeit, um langfristig erfolgreich zu sein. Unter diesem Leitgedanken fand die Veranstaltung "Vereinbarkeit als Chance: Familien- und Wirtschaftspolitik im Dialog" im Landtag NRW statt, die sich eingehend mit den Potenzialen und Herausforderungen einer solchen Unternehmenskultur auseinandersetzte. EvH-Professorin Dr. Susanne Hehl, die das Forschungszentrum Familienpolitik leitet, ging in ihrem Vortrag nicht nur auf die betriebliche Familienpolitik ein, sondern zeigte unterschiedliche Maßnahmen und Vorteile auf. Dabei entkräftete sie z.B. das Vorurteil, dass Familienbewusstsein nur etwas für die Großen Unternehmen sei. Sie nahm explizit kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) in den Blick.
Eine zentrale Erkenntnis, die während der anschließenden Podiumsdiskussion deutlich wurde, ist die Schlüsselrolle, die Führungskräfte in der Gestaltung einer familienfreundlichen Unternehmenskultur spielen. Prof. Dr. von Hehl betont: "Sie sind ebenso Ermöglichende wie Betroffene. Sie haben eine Vorbildfunktion und eine große Verantwortung für die Stimmung in einem Unternehmen. Es ist wichtig, dass sich Führungskräfte ihrer Verantwortung bewusst sind und dass diese Verantwortung gesellschaftlich honoriert wird." Ein weiterer wichtiger Aspekt, der diskutiert wurde, ist die Notwendigkeit, Führung attraktiv zu gestalten, insbesondere im mittleren Management. Hier seien Tarifpartner gefordert, um sicherzustellen, dass Führungskräfte angemessen unterstützt und entlohnt würden, damit der Wille zur Förderung einer familienbewussten Unternehmenskultur nicht im Keim erstickt werde.
In der gemeinsamen Diskussion mit Mona Neubaur, Stellvertretende Ministerpräsidentin NRW und Ministerin für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie, Dr. Andrea Hammermann, Senior Economist für Arbeitsbedingungen und Personalpolitik am Institut der deutschen Wirtschaft, Björn Süfke, Psychologe, tätig bei der Männerberatung Man-O-Mann in Bielefeld, sowie einer Person eines Unternehmens, das einen Zertifizierungsprozess der Kompetenzzentren Frau und Beruf zur familienfreundlichen Unternehmenskultur durchlaufen hat, zeigt sich: Der Wandel zu einer familienfreundlichen Unternehmenskultur erfordert mehr als nur isolierte Maßnahmen; vielmehr ist es ein fortlaufender Prozess, der den Bedürfnissen und Lebensumständen der Mitarbeitenden Rechnung tragen muss. Nur so kann eine nachhaltige Veränderung herbeigeführt werden, die langfristig sowohl den Mitarbeitenden als auch dem Unternehmen zugutekommt.