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Die Stadt mit anderen Augen sehen
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Die Stadt mit anderen Augen sehen

Wohnungslose und obdachlose Menschen sind im Alltag für die Gesellschaft oft unsichtbar. Zu diesem Schluss kommen Franz und Sven, zwei ehemalige Wohnungslose, die für den Verein BODO e.V. Stadtrundgänge aus der Sicht von wohnungslosen Menschen durchführen. Der Sozial-Wissenschaftsladen der EvH Bochum nahm Kontakt zu BODO e.V. auf, um Studierenden mit diesem Stadtrundgang die Möglichkeit zu bieten, Einblicke in das Leben wohnungsloser Menschen zu bekommen. Besondere Relevanz hat dieses Vorhaben vor dem Hintergrund der aktuell veröffentlichten Angaben der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe. Im Jahr 2022 gab es in Deutschland rund 600.000 Wohnungslose, damit liegt die Zahl um 58% höher als im Vorjahr. 50.000 Menschen lebten dabei ganz ohne Unterkunft auf der Straße. (Quelle: Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe e.V. 07.11.2023.)

Trotz dieser denkwürdig hohen Zahlen können sich viele Menschen kaum vorstellen, was es heißt ein Leben ohne feste Unterkunft gestalten zu müssen. Der Stadtrundgang von BODO e.V. am 06.11.23 half dabei, die Bewältigungsstrategien Betroffener transparent zu machen und Empathie bei allen Beteiligten zu wecken. Wo kann man sich kostenlos Waschen und ein WC aufsuchen? Wo fühlen sich wohnungslose Menschen nachts am sichersten? All diese Fragen wurden von Franz und Sven mit ihren eigenen Erfahrungen beantwortet. Dabei wurde auch deutlich, wie schnell der Weg in die Wohnungslosigkeit sein kann. Ein paar Schicksalsschläge oder Brüche in der Lebensbiografie zur falschen Zeit, können ausreichen, um den Weg in die Wohnungslosigkeit zu bereiten.

Im Anschluss an den Stadtrundgang begleitete uns Franz mit in die Ko-Fabrik in Bochum. Dort besprachen alle Teilnehmenden die unterschiedlichen Eindrücke, die sie gewinnen konnten. Franz nutzte diese Zusammenkunft, um noch mal besonders deutlich zu machen, dass Gewalt gegen wohnungslose Menschen ein riesiges Problem darstelle. Er sprach ebenfalls über wohnungslosenfeindliche Architektur in Innenstädten, die zum Ziel hat, wohnungslose Menschen zu verdrängen. Ein weiterer spannender Aspekt war das Thema Freundschaften auf der Straße. Franz erzählte uns, wie schwierig es sei richtige Freundschaften zu führen, weil Armut und Suchterkrankungen dazu führten, dass man sich schnell in den Rücken falle. Der Sozial-Wissenschaftsladen lädt dazu ein, diese Aspekte zu Forschungsprojekten zu machen. Interessierte Studierende können sich gerne an uns wenden, um mögliche Forschungsvorhaben zu besprechen. Wir würden auch versuchen, den Kontakt zu BODO e.V. oder ähnlichen Organisationen herzustellen, damit partizipative Forschungsvorhaben auch auf Expert_innenwissen Betroffener zurückgreifen können.

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