In den vergangenen Wochen war die Autonome Region Kurdistan vor allem aufgrund des politisch-brisanten „Referendums für die Unabhängigkeit“ am 25. September 2017 in der Berichterstattung präsent. Etwa eine Woche vor dem geplanten Referendum startete das Team des - vom DAAD bewilligten - CoBoSUnin II-Projektes auf eine weitere Reise. Beteiligt waren, wie gehabt, die Projektleiterinnen Prof. Dr. Cinur Ghaderi und Prof. Dr. Kristin Sonnenberg sowie die wissenschaftliche Mitarbeiterin Lisa-Marie Dünnebacke.
Begleitet wurde das Projektteam von Prof. Dr. Helene Skladny (EvH Bochum), einer Expertin für den Bereich der Ästhetischen Bildung, sowie von Prof. Dr. Ronald Lutz (FH Erfurt), einem Experten für den Bereich der Internationalen Sozialen Arbeit. Beide haben an der University of Sulaimani (UoS) einen jeweils dreitägigen Workshop mit einer gelungenen und bereichernden Mischung aus Theorie und Praxis durchgeführt.
Die Reise baute damit auf jener im Juli auf, bei der die kurdische Delegation in Bochum an drei verschiedenen Workshops und Vorträgen zu den Themen Praxisbegleitung, Beratung und Supervision sowie Internationale Soziale Arbeit teilgenommen hatte. Im Fokus der Diskussionen standen – und stehen – die Modulaufbereitungen und -entwicklungen innerhalb des Fachbereiches Soziale Arbeit der UoS zu den benannten Themenbereichen.
Keine Selbstverständlichkeit war die wohlstrukturierte und inhaltlich bereichernde Durchführung. Überschattet wurde sie durch die labile politische Situation – der Unsicherheit bis zum letzten Tage, ob das Referendum stattfindet: Die Stimmung zwischen Bangen und Hoffen war besonders bei den Kolleg_innen der Partneruniversität spürbar. Einige waren eher gelassen, andere bereiteten sich auf eine mögliche Kriegs- oder Fluchtsituation vor, da der politische Druck sich täglich zuspitzte. Erst am Morgen des 25. September war klar, dass das Referendum stattfindet. Die Stimmung war angespannt und zugleich ruhig; viele Geschäfte hatten geschlossen, die Straßen waren weniger befahren, die Menschen gekleidet wie an einem Feiertag.
Dennoch konnte das Team das Projekt evaluieren und reflektieren, mögliche Themen und Prozesse der nächsten Reisen planen, die Hochschulstrukturen der UoS vertiefter kennenlernen, Prozesse intensivieren und gemeinsame Ziele detaillierter diskutieren: etwa eine kooperative Reise nach Dublin für 2018 und eine für 2019 angedachte internationale Konferenz in Sulaimani-Kurdistan.
Darüber hinaus wurden die Kontakte zum Fachbereich Bildende Kunst der UoS weiter ausgebaut – und zwar mit Hilfe von Prof. Dr. Skladnys Expertise und Bereitschaft, die Ästhetische Bildung ähnlich wie an der EvH für die Lehre und Praxis Sozialer Arbeit fruchtbar zu machen. Demgemäß sind die Delegationen ihren Zielen - wie Konzepte und konkrete Maßnahmen für die Modernisierung des bestehenden Standardcurriculums der UoS zu erarbeiten, den wissenschaftlichen Nachwuchs zu fördern und den Studiengang Soziale Arbeit als Handlungswissenschaft zu etablieren - abermals ein Stück nähergekommen.
Das Projektteam CoBoSUnin II freut sich sehr, die University of Sulaimani - im Speziellen den Fachbereich Soziale Arbeit mit den Lehrenden Dr. Luqman Saleh Karim, Ass. Prof. Dr. Niyan Namiq Sabir und Ass. Prof. Dr. Zaya Abbas Qader, ihren Kooperationspartner nennen zu können und sieht gespannt in die Zukunft. Im Jahre 2018 sind weitere Reisen geplant, welche nun voller Zuversicht vorbereitet und erwartet werden.