Eine Nacht zum Sehen, Staunen und Entdecken: Am Freitag, 30. September, verwandelte sich das Ruhrgebiet von 16 bis 22 Uhr in ein überdimensionales Forschungslabor. Naturwissenschaftliche Experimente, spektakuläre Mitmachaktionen und Vorträge luden die Bürger dazu ein, Wissenschaft in ihrer Vielfalt zu erleben.
In Bochum warteten Wissenschaftler aller Disziplinen im Blue Square der Ruhr Universität darauf, Jung und Alt ihre Forschungsprojekte vorzustellen – darunter Vertreter der Evangelischen Hochschule (EvH). Rund 850 Interessierte nahmen über den Nachmittag hinweg das Angebot wahr, so auch der Rektor der EvH, Prof. Dr. Gerhard K. Schäfer, und Bochums Oberbürgermeister Thomas Eiskirch.
Letzterer interessierte sich auf seinem Rundgang durch den Blue Square besonders für die Gebärden-Performance, die eine Absolventin der Evangelischen Hochschule präsentierte. Johanna Esser übersetzte drei Popmusik-Songs in Gebärdensprache – darunter Tim Bendzkos „Nur noch kurz die Welt retten“ und „Leb´ deine Träume“ von Luxuslärm. Je später es wurde, desto mehr Besucher zog Esser mit ihrer gekonnten Performance vor dem Messestand der EvH in ihren Bann.
Zwischen zwei Auftritten kam der Oberbürgermeister mit Johanna Esser ins Gespräch, die er bereits 2015 bei einem Auftritt vor Erstsemestern an der Hochschule für Gesundheit gesehen hatte. „Ich erinnere mich an Sie!“, ging Eiskirch offen auf die studierte Sozialarbeiterin zu. Spontan ließ er sich von ihr den Gebärden-Ausdruck für „Bochum“ erklären – ursprünglich eine Geste aus dem Bergbau. Wie kommunizieren gehörlose Menschen? Und wie können sie Popmusik erfahren? All das wurde auf der diesjährigen WissensNacht ein Stückchen deutlicher.
Zwei Stockwerke tiefer führte Clara Levin, Studierende der Evangelischen Hochschule, mit Besuchern spannende Debatten: In einem Planspiel zu den internationalen Verhandlungen der UN-Behindertenrechtskonvention begab sich Levin mit ihren Gesprächspartnern auf die Suche nach innovativen Ideen und experimentellen Lösungen. Politik live, also.
Ein regelrechter Publikumsmagnet war der Programmpunkt „Vorsicht beim Nettsein? – Beziehungsarbeit in der Praxis“: Anhand von Mikro-Szenerien zu fünf Standardsituationen führte Prof. Dr. Bernd Beuscher, Professor für Praktische Theologie an der EvH, den richtigen Umgang miteinander im Alltag, aber auch mit Patienten in ärztlicher oder pflegerischer Behandlung vor. Überdies testete er gemeinsam mit Interessierten Szenerien zu Aktionen wie Begrüßen, Beistehen, Gegenübertreten, Aufhelfen und Gehen. Er riet den Besuchern, die teils gezielt sein Angebot angesteuert hatten, zu Zurückhaltung. „Holen Sie sich erst das Mandat, bevor Sie der älteren Dame über die Straße helfen“, formulierte er sein Anliegen.
Am Rande der drei gut besuchten Programmpunkte suchten zahlreiche jüngere und ältere Menschen das Gespräch mit Lena Sauerland von der Beratunssstelle BISS der EvH, um sich über das Studiengangebot der Evangelischen Hochschule zu informieren.