„You've got a friend in me“ tönt es aus den Lautsprecherboxen bei der feierlichen Vergabe der diesjährigen Deutschlandstipendien an der Evangelischen Hochschule Bochum (EvH Bochum). Passender könnte der musikalische Beitrag nicht sein. Denn genau das ist einer der Grundgedanken, die das Stipendienprogramm so besonders machen: Neben der finanziellen Förderung soll es engagierte Studierende und Partnerinstitutionen aus der Praxis zusammenführen. So wie Friederike Nagel, Studentin der Sozialen Arbeit, und ihre Fördernde Annika Machleit-Ebner, Direktorin der Personalentwicklung beim Evangelischen Verbund Augusta Ruhr (EVA Ruhr).
Engagement in bewegten Zeiten
„Ein gutes Miteinander in unserer Gesellschaft liegt mir sehr am Herzen“, sagt Friederike Nagel. „Darum wollte ich schon immer in einem Bereich arbeiten, in dem ich das soziale Klima aktiv mitgestalten und Menschen unterstützen kann – das scheint mir in diesen bewegten Zeiten wichtiger denn je.“ Als die 40-Jährige vor zwei Jahren ihr Studium an der EvH Bochum beginnt, bringt sie schon jede Menge Berufs- und Lebenserfahrung mit: Nach der Ausbildung zur Kinderpflegerin, schließt sie eine weitere Ausbildung zur Erzieherin an und engagiert sich zusätzlich als Systemische Beraterin in der Jugendhilfe. Dabei kümmert sich Friederike Nagel nicht nur um ihre eigene, dreijährige Tochter, sondern unterstützt auch ihre Schwester bei der Kinderbetreuung, damit diese Schichtdienst und Ausbildung gleichzeitig meistern kann. Auch älteren Menschen aus der Nachbarschaft hilft sie im Alltag oder bei Behördengängen. Trotz dieses hohen Pensums steht bei ihrem Notendurchschnitt eine 1 vor dem Komma.
So viel Power und Engagement zahlen sich aus: Friederike Nagel ist eine von insgesamt 13 Studierenden der EvH Bochum, die jetzt mit dem Deutschlandstipendium ausgezeichnet wurden. Das Stipendium fördert Studierende und Studienanfänger_innen, deren Werdegang herausragende Leistungen in Studium und Beruf erwarten lässt, ein Jahr lang mit 300 Euro monatlich. Die Hälfte kommt dabei vom Bund, die andere Hälfte von privaten Förderern. An der EvH Bochum sind dies unter anderem der Evangelische Verbund Augusta Ruhr, die BIGEST Pflegeschule Bochum, die Evangelische Stiftung Volmarstein und die Sparkasse Bochum.

Win-Win für Fördernde und Geförderte (v.l.n.r.): Annika Machleit-Ebner vom EVA Ruhr und EvH-Studierende Friederike Nagel profitieren vom Deutschlandstipendium. (© EvH Bochum)
Dieses Bündnis aus zivilgesellschaftlichem Engagement und staatlicher Förderung ist das Besondere am Deutschlandstipendium. Es ermöglicht den Aufbau eines Netzwerks und bietet ideelle Unterstützung wie Mentoring, Praktika oder Fortbildungen. „Dies ist für beide Seiten ein Mehrwert: Die Partner können Talente frühzeitig kennenlernen und gezielt fördern, während die Studierenden wertvolle Einblicke in die Praxis erhalten“, sagt Annika Machleit-Ebner vom EVA Ruhr. „Als großer evangelischer Träger möchten wir im Rahmen des Deutschlandstipendiums gesellschaftliche Verantwortung übernehmen und soziales Engagement unterstützen. Bildung und Qualifizierung verstehen wir dabei als durchgängige Aufgabe – von der Ausbildung über das Studium bis zur beruflichen Fort- und Weiterentwicklung. Die Evangelische Hochschule Bochum greift viele Themen auf, die gut zu uns passen, etwa Pflege, Teilhabe oder Diversität.“
Schon jetzt sei Friederike Nagel herzlich eingeladen, in die verschiedenen Bereiche hineinzuschnuppern: „Wir können Hospitationen in Senioreneinrichtungen, in der Kinder- und Jugendarbeit oder in einer unserer Kliniken anbieten – je nachdem, was zum Lebenslauf und Interesse passt.“
Der monatliche Zuschuss mache ihren Alltag jetzt hoffentlich entspannter, sagt Friederike Nagel: „Durch die finanzielle Entlastung kann ich jetzt den Fokus mehr auf mein Studium legen, vielleicht etwas weniger arbeiten. Außerdem würde ich mich gerne noch mehr für marginalisierte Gruppen stark machen. Dazu gehören Frauen, queere Menschen, aber auch viele andere Gruppen, die es in unserer Gesellschaft deutlich schwerer und oft wenig Möglichkeiten haben, sich selbst zu schützen oder ihre Interessen sichtbar zu machen. Ich möchte mich politisch – und auch in Zukunft beruflich – für eine Gesellschaft engagieren, die Verantwortung für den Schutz dieser Menschen übernimmt, und aktiv dazu beitragen, dass echte Chancengleichheit entstehen kann.“

Gute Noten und viel Engagement: An der EvH Bochum profitieren dieses Mal 13 Studierende vom Deutschlandstipendium. (© EvH Bochum)
Nicht nur gute Noten zählen
Die Stipendiat_innen wählt die EvH Bochum in einem anonymisierten Bewerbungsprozess selbst aus. Die Auswahlkommission setzt sich aus Mitgliedern aller hochschulischen Statusgruppen zusammen. Dabei zählen aber nicht nur gute Noten, sondern ebenso soziales Engagement oder die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen. Bei der Vergabe der Stipendien werden ebenfalls Hindernisse im Lebens- und Bildungsweg der Bewerber_innen berücksichtigt. Die Stipendiat_innen erhalten das einkommensunabhängige Fördergeld in Höhe von 300 Euro pro Monat (zusätzlich zu BAföG-Leistungen) für mindestens zwei Semester und höchstens bis zum Ende der Regelstudienzeit. Die Bewerbungsphase findet jeweils im Sommer statt. Über den Start der Ausschreibung an der EvH Bochum werden alle Studierenden per E-Mail informiert.