Eine dreiköpfige EvH-Delegation war vom 29. April bis 3. Mai 2019 bei der "International Days for Staff"-Woche der dänischen Partnerhochschule University College South Denmark (UC SYD). Damit wurde an die Kooperation der vergangenen Jahre angeknüpft, in denen EvH-Studierende der Elementarpädagogik durch UC SYD-Vermittlung Auslandspraktika in deutschsprachigen Kindergärten gemacht hatten und EvH-Studierende der Sozialen Arbeit an Erasmus-Kursen der Partneruniversität teilnahmen. Nun vertiefte die EvH-Delegation aus Prof. Dr. Diana Franke-Meyer, Sabine Kleinkorres und Karen Bossow vom International Office die Zusammenarbeit weiter.
Am zweiten Tag ihres Aufenthalts nahmen die EvH-Vertreterinnen - gemeinsam mit rund 70 Lehrenden, Studierenden und Partner_innen der Hochschule aus Belgien, Finnland, den Niederlanden, Norwegen, Slowenien, Spanien und Russland - am Studientag der UC SYD zum Thema Interdisziplinarität statt. Unter der Überschrift "Interdisziplinarität und Kooperation" fokussierten die insgesamt zehn Vorträge pädagogische, sozialpädagogische und medizinische Arbeitsfelder. So wurden etwa Ergebnisse aus einem Forschungsprojekt zur Zusammenarbeit verschiedener Professionen im Bereich der Geburtshilfe vorgestellt.
Beim anschließenden Abendessen tauschten sich die Teilnehmenden aus und lernten sich im Foyer der Hochschule kennen. Davor erhielten sie eine Einführung in das große Gemälde (Foto), das die runde Wand der Aula ziert, "The Esbjerg Gospel" des dänischen Malers Erik Hagens ist 40 Meter lang und 135 Quadratmeter groß. Es erzählt vom Garten Eden auf der einen Seite über die Geburt Jesu in der Mitte bis hin zum Ostermahl auf der anderen Seite - ausgehend von biblischen Geschichten, von der heutigen dänischen Gesellschaft und der Stadt Esbjerg.
An den Folgetagen hatte Carsten Timmerby, Lehrender und internationaler Koordinator im Studiengang Social Work, ein Programm für die EvH-Vertreterinnen an den Standorten Esbjerg und Åbenrå zusammengestellt. Sie besuchten gemeinsam verschiedene soziale Einrichtungen und begannen im "Familien Hus" in Esbjerg, einer Einrichtung mit einem Tagesangebot für schwangere Frauen und junge Mütter. Das Projekt "Ballast" dagegen ist ein Angebot des Christlichen Vereins Junger Menschen (CVJM) in Esbjerg für Kinder und Jugendliche im Alter von fünf bis 28 Jahren und findet in einer alten Villa statt. Die jungen Leute kommen meist aus Familien mit Suchtproblemen und besuchen die Einrichtung freiwillig. Sie erhalten Beratungsgespräche und Unterstützung sowie die Möglichkeit, an Freizeitaktivitäten teilzunehmen.
Ein weiterer Besuch fand in der privaten Institution "Nybro" in Åbenrå statt. Nybro stellt für Kinder mit Autismus-Spektrum-Störungen verschiedene Angebote zur Verfügung. In kleinen Häusern leben je drei bis vier Kinder in einzelnen Wohnungen ständig oder nach Absprachen mit den Familien an den Wochenenden oder in den Ferien zusammen. Die Einrichtung bietet entwicklungsfördernde Herausforderungen und individuelle Unterstützung. Anschließend besuchte die Gruppe die Kindertageseinrichtung "Regnbuen" in Åbenrå, die Kinder von drei bis sechs Jahren betreut. Die Räume werden zu bestimmten Zeiten auch von Tagesmüttern und ihren null bis drei Jahre alten Kindern genutzt.
Ein Schwerpunkt liegt auf dem Spiel im Freien, für das ein ansprechendes Außengelände zur Verfügung steht, das auch zu handwerklicher, grob- und feinmotorischer Betätigung anregt - etwa durch Säge- und Holzarbeiten oder auch durch die Zubereitung von Mahlzeiten auf einer Feuerstelle. Unterm Strich fanden die EvH-Vertreterinnen interessant, dass in Dänemark zwischen Sozialarbeit und Sozialpädagogik unterschieden wird und es dementsprechend zwei verschiedene BA-Studiengänge gibt, die auch an der UC SYD angeboten werden. In Gesprächen mit Kolleg_innen aus den Niederlanden und Belgien wurde deutlich, dass auch dort beide Studiengänge vorhanden sind.
Diese Unterscheidung gab es bis zur Zusammenlegung beider Studiengänge zum Studiengang Soziale Arbeit auch in Deutschland. Hinzugekommen sind allerdings seit 2004 Studiengänge der Kindheitspädagogik. Dieser Bereich ist in Dänemark im Studiengang Sozialpädagogik integriert. Neben einer Spezialisierung im Bereich Schul- und Freizeitpädagogik sowie im Bereich Heilpädagogik können sich Studierende auch im Bereich der Pädagogik der frühen Kindheit spezialisieren. Das Studium der Sozialpädagogik an der UC SYD dauert dreieinhalb Jahre und wird an den Standorten Esbjerg, Kolding und Åbenrå angeboten.
Sozialpädagog_innen mit einer Spezialisierung auf die frühe Kindheit können im Kindergarten oder in der Vorschule arbeiten. In Dänemark gibt es zwischen dem Kindergarten und der Schule mit der Vorschule für Kinder vom 6. bis 7. Lebensjahr eine Art „Vermittlungsschule“. Dort werden die Kinder auf die nachfolgende Schule vorbereitet und erhalten erste elementare Kenntnisse im Lesen, Schreiben und Rechnen. Interessant ist, dass dieser Anfangsunterricht ein Aufgabenbereich von Sozialpädagog_innen ist.