Forschungsprojekt Achtsamkeitsförderung in der stationären Altenhilfe: Am 12. Januar stellten Projektleiterin Prof. Dr. Sabine Kühnert und Andrea Steinhoff, EvH-Absolventin im Studiengang Pflegewissenschaften und wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt, die Evaluationsergebnisse dem Auftraggeber - der Arbeiterwohlfahrt Bezirksverband Westliches Westfalen - in Dortmund vor.
Die Themen Achtsamkeit und Achtsamkeitsförderung erfahren zurzeit in vielen Tätigkeitsfeldern starke Beachtung. Insbesondere in der Pflege trägt Achtsamkeit gegenüber Bewohnern dazu bei, gefährliche Pflegesituationen und Gewalt zu vermeiden. Gleichzeitig sensibilisiert ein achtsamer Umgang mit sich selbst Mitarbeiter_innen für Überforderungssituationen und kann dadurch die Gefahr eines „Ausbrennens“ im Beruf verringern.
EvH RWL mit Evaluation beauftragt
Für den Bezirksverband der Arbeiterwohlfahrt Westliches Westfalen war der Wunsch, Mitarbeiter_innen verstärkt für einen achtsamen Umgang mit Bewohner_innen in stationären Alteneinrichtungen zu qualifizieren, Anlass, ein Modellprojekt zur „Entwicklung, Erprobung und Evaluation eines Schulungsmodells zur Achtsamkeitsförderung bei Mitarbeitern verschiedener Hierarchiestufen und Funktionsbereichen“– so der offizielle Titel des Projektes – bei der Stiftung Wohlfahrtspflege zu beantragen.
Mit Bewilligung des Förderantrags für den Zeitraum von Mai 2015 bis April 2018 wurde die Evangelische Hochschule RWL mit der Evaluation des Schulungsmodells beauftragt. Die zehntägige Schulung wurde in sechs Durchläufen erprobt und von Prof. Kühnert und Andrea Steinhoff evaluiert. Die beiden Wissenschaftlerinnen sammelten vor allem Informationen zu zwei Fragestellungen:
90 Teilnehmer_innen befragt
Um dies zu beantworten, wählten die Forscherinnen für ihre empirische Erhebung einen Methoden- und Perspektiven-Mix. So sollte die erste Frage sowohl aus der Sicht der Schulungsteilnehmer_innen als auch aus Sicht der Dozent_innen beantwortet werden. Zur Beantwortung der zweiten Frage wurden neben Fragebögen auch zwei Gruppendiskussionen durchgeführt und qualitativ ausgewertet.
Insgesamt befragten die Wissenschaftlerinnen 90 Schulungsteilnehmer_innen aus zehn verschiedenen Altenpflegeheimen der AWO und einer Einrichtung der Jüdischen Kultusgemeinde zu Schulungsbeginn, nach Abschluss des letzten Schulungstags und fünf Monate nach Schulungsende mithilfe eines Fragebogens. Auch die Dozent_innen wurden in einem Kurzfragebogen nach jeder Kurseinheit um ihre Einschätzung der Umsetzbarkeit und Angemessenheit gebeten.
Methoden im Alltag genutzt
Bei der Vorstellung der Ergebnisse vor Schulungsteilnehmer_innen und Beschäftigten der AWO zeigte sich sehr deutlich, dass die Teilnehmer_innen der Schulung nicht nur mit dem Schulungskonzept und seiner Umsetzung sehr zufrieden waren. Aus der Follow-up-Erhebung und den Gruppendiskussionen wurden auch Haltungsänderungen nachweisbar: Teilnehmer_innen nutzen die ihnen angebotenen Methoden zur eigenen Entlastung im Arbeitsalltag.
Dadurch, dass sie stärker und bewusster auf ihre eigenen Grenzen achten, fühlen sie sich besser in der Lage, mit Belastungen am Arbeitsplatz umzugehen. Das wiederum führt zur Entschärfung von Stress- und Konfliktsituationen. Allerdings wurde auch deutlich, wie wichtig es ist, diese Schulungseffekte durch nachfolgende Begleitmaßnahmen und die Qualifizierung weiterer Mitarbeiter_innen - auch nach Auslaufen des Modellprojekts - zu unterstützen und erhalten.