So geht Vielfalt!
Mit dem Praxishandbuch „So geht Vielfalt!“ verabschiedet sich das BODYS-Projekt Initiative Kompetenzzentren Selbstbestimmt Leben NRW – IKSL nach vierjähriger Förderung aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds und des MAGS NRW. Das Projektteam um Prof. Dr. Theresia Degener und Prof. Dr. Sabine Kühnert war angetreten, den Aufbau der Kompetenzzentren Selbstbestimmt Leben in NRW (KSL NRW) wissenschaftlich zu begleiten – mit einer prozessbegleitenden Evaluation und mit verschiedenen Maßnahmen zum Wissenstransfer rund um die Themen Selbstbestimmung, UN-BRK und Disability Studies. Wichtige Kooperationspartner neben den KSL NRW waren die Koordinierungsstelle der KSL NRW, die Agentur Barrierefrei NRW und die UNBRK-Monitoringstelle (https://www.institut-fuer-menschenrechte.de/das-institut/abteilungen/monitoring-stelle-un-behindertenrechtskonvention) am Deutschen Institut für Menschenrechte.
Selbstbestimmtes Leben in NRW stärken
Mit der Einrichtung von sechs KSL seit 2016 hat das Land NRW ein Vorhaben des Landesaktionsplans NRW „Eine Gesellschaft für alle“ erfüllt. Die KSL sind regionale Agenturen, die die Umsetzung des Prinzips Selbstbestimmt Leben fördern sollen. Selbstbestimmung gilt dabei als eine wesentliche Voraussetzung für soziale Inklusion, d.h., damit Menschen mit Behinderungen gleichberechtigt und umfassend an der Gesellschaft teilhaben können. Ziele der KSL NRW sind u.a., Menschen mit Behinderungen und deren Organisationen zum Thema Selbstbestimmt Leben zu beraten, das gesellschaftliche Bewusstsein für Inklusion zu schärfen, Wissen zu Inklusion und Rechten von Menschen mit Behinderungen zu vermitteln und die Politik mit Lösungen zur Umsetzung dieser Rechte zu unterstützen.
Innovatives Forschungsdesign
Mit dem Projekt IKSL nimmt BODYS eine Vorreiterrolle in der partizipativen Forschung ein, denn nur wenige Evaluationsvorhaben werden mit partizipativen Verfahren durchgeführt. Der Aufbau der KSL wurde formativ, d.h. prozessbegleitend, evaluiert und unter direkter Beteiligung der KSL. Von Anfang an waren die KSL an der Entwicklung der Forschungsfragen und Erhebungsinstrumente sowie der Analyse der Daten beteiligt. Diese Vorgehensweise war durchaus herausfordernd für alle Beteiligten und ressourcenintensiv – jedoch mit absolut überzeugendem Ergebnis – wie der Evaluationsbericht des Projekts zeigt. (Siehe auch Lesetipp am Ende des Textes.)
Wissen teilen – Wissen im Dialog
Eine wichtige Rolle in der Arbeit mit den KSL spielte der Austausch von Wissen aus dem Bereich Selbstbestimmt Leben und UN-Behindertenrechtskonvention. Zum einen hat IKSL Erkenntnisse und Ergebnisse aus der Forschung zur Verfügung gestellt – beispielsweise in Form von Schulungen sowie über die Wissensplattform Bodys-Wissen, die im Rahmen des Projekts aufgebaut wurde. Zum anderen hat IKSL Dialog- und Fachveranstaltungen durchgeführt, bei denen die KSL und Akteur*innen aus Wissenschaft und Praxis ihre Erfahrungen und Erkenntnisse ausgetauscht haben. Die Verknüpfung und gegenseitige Befruchtung dieser Wissensfelder ist Gegenstand des Praxishandbuchs „So geht Vielfalt“. Am Beispiel der KSL NRW zeigt die Publikation, wie die Umsetzung der Rechte von behinderten Menschen die Vielfalt in der Gesellschaft fördert und wie sich das Prinzip Selbstbestimmt Leben in der Praxis verwirklichen lässt.
Lesetipp:
Degener, Theresia & Butschkau, Malin (2020): Emanzipation ohne Vereinnahmung – Menschenrechtsbasierte Forschung in den Disability Studies. In: David Brehme, Petra Fuchs, Swantje Köbsell, Carla Wesselmann (Hsg.) Tagungsband zur Konferenz Zwischen Emanzipation und Vereinnahmung – Disability Studies im deutschsprachigen Raum. Disability Studies Konferenz 2018, Berlin: Beltz: Juventa