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Impulse vom ev. Kirchentag in Nürnberg
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Impulse vom ev. Kirchentag in Nürnberg

Als Besucher_innen, Gesprächspartner_innen bei Podiumsdiskussionen oder Ansprechpersonen rund ums Studium: Beim evangelischen Kirchentag vom 7. - 11. Juni 2023 in Nürnberg war auch die EvH mit dabei.

Welche Eindrücke und Impulse nehmen sie mit?

 

Prof. Dr. Narku Laing (Sozialwissenschaften und Rassismusforschung) sprach gemeinsam mit dem Bundesverdienstkreuzträger Austen Brandt, der Journalistin Hadija Haruna-Oelker, der Bestseller-Autorin Profin. Benedicte Savoy und dem Präsidiumsmitglied des Ev. Kirchentag Sarah Veccera vor über 1.000 Menschen über die Zukunft einer rassismussensiblen Kirche. Für ihn was es ein "kritisches und zugleich herzliches Gespräch über die Notwendigkeit eines antirassistischen Aufbruchs in unserer Kirche. Es gibt noch viel Rassismus in den Köpfen zu bekämpfen und die Menschen kamen, weil sie dabei sein wollten."

In der Diskussion nahm er Bezug auf den Postkolonialismus und die gesellschaftlichen Strukturen, die dadurch noch heute beeinflusst sind: "Eine diskriminierungsfreie Gesellschaft, eine diskriminierungsfreie Kirche werden wir uns sehr hart erarbeiten müssen. Es bedeutet aber auch, dass Sie in einer langen Tradition des weißen Antirassismus stehen können. Und deswegen seien sie Antirassisten. Reden sie über Rassismus, seien sie laut und trauen sich.", so Laing.

Ausschnitte aus der Diskussion zum Nachhören gibt es beim Deutschlandfunk (08:11 min).

 

Jonas Einck, Masterstudent der EvH im Studiengang Management in sozialwirtschaftlichen und diakonischen Organisationen, der zudem Mitglied der Synode der EKD ist, berichtet: „Ich habe den Kirchentag in diesem Jahr das erste Mal nahezu ausschließlich aus einer Mitwirkenden-Perspektive erleben dürfen. Mein persönliches Highlight war eine Podiumsdiskussion mit Lisa Paus zum Thema „Kindergrundsicherung“ bei der ich eine sozialarbeiterische und jugendverbandliche Position vertreten durfte. Die Einführung der Kindergrundsicherung ist aus meiner Sicht ein sinnvoller und notwendiger Schritt in der Bearbeitung von Kinderarmut in Deutschland. Neben Podiumsdiskussionen bestand mein Kirchentagsprogramm viel aus Vernetzung mit unterschiedlichen Akteur_innen in der ev. Kirche und der ev. Jugend."

Beeindruckt habe ihn zudem das immense Engagement des VCPs (Verband Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder): "Über 1000 junge Pfadfinder_innen organisieren jedes Mal den Kirchentag mit und helfen bei der Durchführung. Ohne ihre Hilfe wäre der Kirchentag in der Form und Größe niemals möglich. Das wird aus meiner Sicht zu wenig wahrgenommen.“

Dass das Engagement der unterschiedlichen Akteure spürbar war, unterstreicht auch Prof. Dr. Gotthard Fermor (Praktische Theologie): "Der Spirit des Kirchentages lebt! Nachdem der letzte Kirchentag in Präsenz in Dortmund schon 4 Jahre her war, haben sich viele (und auch ich) gefragt: wird der Geist des Kirchentages in Nürnberg wieder erlebbar sein oder hat die Pandemie vieles abgeschnitten? Das Ergebnis ist durch die Bank eindeutig: der Spirit des Kirchentages lebt und Nürnberg war ein fantastischer Ort dafür, ihn leben zu lassen. Eine wunderbare und schöne Stadt mit vielfältigsten Begegnungsmöglichkeiten, die intensiv erlebt werden konnten.

Ich selbst konnte das erfahren in meinen musikalischen Lesungen zu Bonhoeffers Gedichten und zu Khalil Gibrans „Propheten“: gefüllte Kirchen mit sehr aufmerksamen Besucher_innen und berührenden Gesprächen im Anschluss. Kirchentag ist Begegnung – auch das konnten wir am Stand der Hochschulen erleben: intensiver Austausch mit Ehemaligen, mutmachende Beratungen von jungen interessierten Menschen und auch dies: man/frau steht irgendwo auf dem Messegelände und trifft fast im Minutentakt bekannte Gesichter, so auch unseren ehemaligen Rektor Gerhard Schäfer und unzählige andere mehr."

Die vielen Begegnungen betont auch Prof. Dr. Sylvia Losansky (Gemeindepädagogik und Diakoniewissenschaft). Sie betreute am Donnerstag den gemeinsamen Stand der evangelischen Hochschulen in Deutschland: "Zahlreiche Kirchentagsbesucher_innen informierten sich über die Studienmöglichkeiten an Evangelischen Hochschule. Es gab interessante Gespräche mit Kolleginnen und Kollegen, mit Studieninteressierten und Studierenden, mit Menschen, die in irgendeinem Bezug zu einer der Hochschulen stehen oder standen und mit Menschen, die das evangelische Hochschulwesen noch gar nicht kannten. Einen Höhepunkt bildete der Besuch von Präses Dr. Latzel am REF-Stand, den ich persönlich begrüßen durfte und der sich sowohl allgemein über die evangelische Hochschullandschaft als auch speziell und hochinteressiert über die Studiensituation an der EvH-RWL informierte.

Spannend war auch die Podiumsdiskussion zum Thema "Wie viel Angst habe ich vor der Zukunft?", die ich zusammen mit Prof. Dr. Jörg Lanckau (EvH Nürnberg) in Diskussion mit 3 Studierenden aus Darmstadt (EvH Darmstadt) und Kassel (CVJM-Hochschule) leitete. Trotz Wolkenbruch und Starkregen hatten sich in der LUX (Lukaskirche) im Areal des Zentrums Jugend jede Menge Gäste eingefunden, um der Diskussion im Rahmen der KTRF-Veranstaltung „Wo stehe ich und kann nicht anders? – Evangelische Hochschulen im Dialog" zu folgen. Einige junge Menschen suchten im Anschluss auch hier das persönliche Gespräch bzgl. Studienmöglichkeiten.

Mein Eindruck ist, dass der Kirchentag mit seiner deutlich politischen Ausrichtung spürbar die Fragen und Themen der Besucher_innen traf und eine nachhaltig gelungene Diskussionsplattform bot."

Dass politische und gesellschaftlichen Themen auf dem Kirchentag diskutiert wurden, beeindruckte auch die sechs internationalen Studierenden aus dem ISP Programm, die im gemeinsamen Bus der Kirchenkreise Bochum und Gladbeck zusammen mit Karen Bossow und Chris Klän aus dem International Office den Kirchentag besuchten. Sehr müde und zugleich glücklich über die Erfahrungen der fünf Tage erzählten sie auf der Rückfahrt von ihren Highlights, Überraschungen und Erkenntnissen. Diese waren natürlich geprägt von den besuchten Veranstaltungen.

Besonders eindrücklich für alle war das Podium „(One) Dark Side of Church“, bei dem es um Mission und Kolonialismus in Geschichte und Gegenwart ging und Vertreter_innen von Kirchen aus ehemals kolonialisierten Ländern zu Wort kamen. Dass Kirchen und religiöse Organisationen ihre unterdrückerische Seite anerkennen, hat Respekt und Erstaunen ausgelöst. Überhaupt äußerten viele Überraschung darüber, dass Kirche sich mit aktuellen gesellschaftlichen, politischen und auch globalen Fragen beschäftigt, wie Klimakrise, Rassismus, geschlechtliche Vielfalt, Frieden. Dabei wurde die Zusammenarbeit über die eigene Konfession und Religion hinaus sowie mit Akteuren der Zivilgesellschaft und der Regierung erfreut zur Kenntnis genommen.

„It is our responsibility to take care, if we believe in God”, so ähnlich wie Andiswa Goliath aus Südafrika es ausdrückte, formulierten viele den Gedanken, dass Kirche zu gesellschaftliche Fragen etwas zu sagen hat und der Glaube sich im Handeln zeigen muss. Toll war es für manche auch, Leute aus ihren Heimatländern zu treffen, und – wie z.B. im Fall von Magritha Tsere aus Tansania, ein Foto mit dem eigenen Bischof machen und dieses an die Heimathochschule senden zu können.

 

"Die inhaltlichen und thematischen Impulse des Kirchentages auf den vielen Podien werden noch nachwirken. Bei mir vor allem auch die Predigt im Schlussgottesdienst des aus Südafrika stammenden deutschen Pastors Quinton Ceasar aus Wiesmoor, der „uns nicht anlügen wollte“ und Sätze wie diesen mitgab: „Gott ist queer!“ Ich freue mich schon auf Hannover in zwei Jahren und in vier Jahren sind wir als Hochschule und Landeskirchen sicher aktiv auf dem Kirchentag in Düsseldorf", fasst Fermor zusammen.

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