"Inklusive Quartiersentwicklung": Den Zusammenhängen zwischen Raum, Sozialem und Inklusion ging jetzt EvH-Professor Dr. Hendrik Baumeister (Foto, r.) mit Studierenden der EvH-Heilpädagogik/Inklusive Pädagogik auf die Spur - und zwar in Dortmund-Hörde.
Am dortigen Phoenix-See ist ein neuer Stadtteil geschaffen worden: Exklusive Wohnbebauung und Gastronomie existieren quasi getrennt vom ursprünglichen Arbeiter-Stadtteil gleich nebenan. Symbolische Linie zwischen den "Welten": eine Durchgangsstraße. "Es zeigt sich, dass sich die Soziotope kaum durchmischen", so Baumeister. Ein Zustand, aus dem heraus sozial-räumliche Spannungen entstehen.
"Informieren, beraten, beteiligen, vernetzen"
Im Rahmen einer Lehrveranstaltung am dritten Ort hat der EvH-Professor für Heilpädagogik/Inklusive Pädagogik nun gemeinsam mit Studierenden beide Stadtteile besucht: erst den neuen und dann den alten, wo vor geraumer Zeit eine Stadtteilagentur für Quartiersentwicklung eröffnet hat. Deren Ziel ist es, für ein besseres Miteinander aller Bürger in Hörde zu sorgen, zu "informieren, beraten, beteiligen und zu vernetzen", wie es der Slogan der Agentur selbst verrät.
"Will man Partizipation, dann funktioniert das nur über eine informierte Bevölkerung", ist Rolf Martin überzeugt, der den EvH-Studierenden die Arbeit der Agentur vorstellte. Aus diesem Grunde gingen die Mitarbeiter auf die Straßen, in die Läden und auf Veranstaltungen, um darüber zu sprechen: Was passiert hier gerade? Präsenz zeigen auf Augenhöhe der Bevölkerung sozusagen. "Es geht ums Kennenlernen."
Angstraum wird zu Sozialraum
Und das hat schon ganz gut geklappt: So haben Gespräche mit Obdachlosen dazu geführt, dass ein Platz - der vormals als Angstraum bekannt war - von den Hördern wieder als Lebensraum angenommen wird. "Da hat eine Zusammenführung stattgefunden", erläutert Baumeister. Weitere Beispiele aus dem Bereich der Nachbarschaftshilfe künden ebenfalls von einer Veränderung zum Positiven.
Was die EvH-Studierenden daraus lernen? "Dass ein Quartier erst durch die Menschen lebt und letztere die Möglichkeit haben, Gesellschaft zu formen." Sprich, Raum und Soziales bedingen einander: Wer sich in seinem Quartier wohlfühlt und damit identifiziert, wird dazu beitragen, sowohl Raum als auch Gemeinschaft zu pflegen und zu erhalten.
Kennenlernen fördern, Miteinander stärken
Werden das Kennenlernen gefördert und das Miteinander gestärkt, entwickeln sich Akzeptanz, Achtsamkeit und nachbarschaftliche Unterstützung. Eine Lektion, die die Heilpädagogen in spe auch in ihr Berufsleben miteinbringen können. Baumeister: "Sie sollen erkennen, dass sie nicht nur in einer Institution tätig, sondern auch Akteure im Quartier sind." Durch den impliziten Auftrag, Sozialarbeit im eigenen Viertel zu leisten, fördern sie Inklusion. "Wenn man es schafft, das Quartier zu aktivieren, profitieren letztlich alle davon."