"Wonderful", "mind-blowing", "memorable": Elf internationale Studierende nehmen derzeit am International Study Programme (ISP) teil - fünf von ihnen schildern hier ihre Eindrücke:
Was Sylvie Ingabire aus Ruanda (Foto, Mitte) an ihrem Aufenthalt in Bochum am meisten genießt, seien Privatsphäre und die Freiheit, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen. „Viele Frauen meines Alters leben in meinem Heimatland so lange bei ihren Eltern, bis sie verheiratet sind“, erläutert die 23-Jährige, die an der University of Rwanda (Huye Campus) Soziale Arbeit studiert. Wie ihre vier fellow-students aus Indonesien, Sri Lanka und Ruanda nimmt sie derzeit ein Semester lang am International Study Programme (ISP) der EvH und der Hochschule für Gesundheit (HS Gesundheit) teil. Während es an ihrer eigenen Universität sehr „crowded“ sei, schätze sie hier die kleineren Lerngruppen, wo ihr auch mal die Wahl gelassen werde, wie sie ihre Lern- und Interessen-Schwerpunkte setzen wolle. Das kenne sie von zuhause so nicht. „You can do your own thing – I love it“, bringt sie ihre Freude auf den Punkt. Sylvies Gastsemester wird von der Evangelischen Kirche von Westfalen (VEM EKvW Scholarship) gefördert.
Auch für Septi Ayu Wulandari aus Indonesien (2.v.l.) öffnet das ISP eine Menge Türen, wie sie berichtet. So habe sie vorher nie die Gelegenheit gehabt, Menschen aus aller Welt zu treffen und ein solch´interdisziplinäres Angebot zu nutzen. Was zum Beispiel? „Music, Social Work, Community Health“, zählt die 22-Jährige auf, die an der Universitas Kristen Satya Wacana (UKSW) Theologie studiert. Ein Stipendium der Vereinten evangelischen Mission (COME IN VEM Scholarship) macht es möglich. Selbst Yoga habe sie in Bochum schon gelernt.
Voll des Lobes für die Umgebung und die Gebäude der EvH, die Hörsäle, Seminar- und Technikräume sowie die Aula ist John Emmanuel (41) aus Sri Lanka (hinten, r.). Er studiert Theologie am Theological College of Lanka und kam ebenfalls mit dem COME IN VEM Scholarship nach Deutschland. Die Lehrenden hier seien nicht nur fachlich sehr gut, sondern auch freundlich, offen und gäben ihm die Freiheit, eigenständig zu lernen.
Die inklusive Annäherung an die Lerninhalte schätzt Ernest Bayisabe aus Ruanda am ISP. Der 35-jährige Theologie-Student kommt vom Protestant Institute of Arts and Social Sciences (PIASS) und ist auch COME IN VEM Scholarship-Stipendiat. In fehlerfreiem Deutsch sagt er: „Ich bin Ernest. Ich komme aus Ruanda. Ich studiere Soziale Arbeit!“
Nelly Eliezer Simbolon ist Studentin der indonesischen Partnerhochschule HKBP Deaconess School, wo die 21-Jährige „Diaconia and Pastoral Counselling“ studiert. Dank der VEM-Förderung lernt sie in Bochum seit zwei Monaten Inhalte der Sozialen Arbeit kennen. Auch privat probiere sie hier viele neue Dinge aus, zum Beispiel, selber zu kochen. „Ich lebe in meinem eigenen Zimmer; also koche ich auch selbst – vorher wusste ich nicht, wie das geht.“ Nun brächten ihre ISP-Freund_innen indonesische Zutaten mit, die sie dann für alle zubereite. Was sie am Unterricht besonders schätze, sei, dass nicht nur Musik-Theorie mit auf dem Stundenplan stehe. „Nein, wir spielen auch Musik“, erzählt die junge Frau, die sehr dankbar dafür sei, „dass das ISP mir und den anderen diese Chance gibt, hier zu sein.“
Welche Erfahrung fand die Gruppe persönlich und lerntechnisch besonders spannend? „Viele Menschen aus aller Welt zu treffen“, kommt es bei Septi wie aus der Pistole geschossen. Sie habe Freundschaften mit Menschen aus Indien, Russland und Italien geschlossen, mit denen sie ihre Wertevorstellungen, Perspektiven und kulturellen Eigenheiten austausche. All das könnte sie nicht, wenn sie in ihrem Heimatland oder ihrer Heimatstadt geblieben wäre: „So I can be here, can meet a lot of people, and so, I can learn more than before. It´s an amazing experience”. Natürlich sei es während des Unterrichts nicht immer einfach, sich und ihr Wissen auf Englisch zu präsentieren – aber diese Erfahrung sei wichtig, um ihr Englisch weiter zu verfeinern. Und man gebe ihr hier genug Raum dazu.
John hingegen fand es spannend, dass im Rahmen der Sozialen Arbeit auch praktische Lerneinheiten dazwischen geschaltet würden. So hätten sie bereits einen Arzt besucht und etwas über Flüchtlingsarbeit nicht nur in Deutschland, sondern auf internationaler Ebene erfahren. „Ein Thema, das mich persönlich sehr interessiert.“
Was die Lerninhalte in Sozialer Arbeit in Deutschland und in Ruanda betrifft, hat Sylvie festgestellt: "Es werden die gleichen Methoden, die gleichen Grundlagen gelehrt." Aber: „Natürlich gibt es hier andere Probleme als bei uns; ehrlich gesagt kommen mir die Probleme in Deutschland irgendwie kleiner vor.“ Was sie sehr genieße, sei die ästhetische Diversität, die das ISP ihr näherbringe. So habe sie in Bochum schon deutsche, südafrikanische und türkische Musik und die dazu passenden Tänze kennengelernt.
Erinnerungswürdig war für einige in der Gruppe ein Abstecher nach Paris im Mai. Während die Reise für die Studentinnen ein Highlight war, gefiel es John dort gar nicht. "Das Straßensystem und der chaotische Verkehr haben mich zu sehr an Sri Lanka erinnert", bekennt er. Ihm habe es in Amsterdam, Köln und im Ruhrgebiet selbst viel besser gefallen, wo ihm viele neue deutsche Freund_innen diverse Sehenswürdigkeiten nähergebracht hätten. „Am allerersten Tag hier in Bochum fühlte ich mich sehr allein“, erzählt er. Doch schon am zweiten habe er Ernest kennengelernt – und ab da ging es aufwärts, habe es kein Wochenende ohne Ausflug oder Party gegeben.
Sollten sie ihr Gastsemester mit wenigen Worten beschreiben, fällt Nelly „wonderful“, Sylvie „mind-blowing“ und Septi „memorable“ ein. Besonders beeindruckend findet Letztere die warmherzige Art, wie jede_r an der Hochschule mit einem freundlichen „Guten Morgen, wie geht es Dir heute?“ begrüßt werde. So etwas kenne sie aus Indonesien nicht. Auch John lobt die Bochumer_innen für ihre freundliche Art, ihr Mitgefühl und ihre Disziplin, "immer gut und sauber angezogen zu sein. Überhaupt liebe ich die Regeln in Deutschland - und, dass die Züge immer pünktlich kommen.“ Aber da widersprechen die anderen mit Lachen und lautem Hallo.
Abschließend spricht Septi wahrscheinlich allen fünf ISP-Studierenden aus dem Herzen: „Wir bedanken uns herzlich und hoffen, dass dieses Programm auch künftig so vielen Menschen wie möglich die Chance gibt, Deutschland und diese Hochschule kennenzulernen! Denn unzählige junge Leute in unseren Heimatländern wünschen sich eine solche Erfahrung.“