„Spannungsfelder der Diakonie“: Bei einem wissenschaftlichen Kolloquium zu Ehren des früheren Rektors der Evangelischen Hochschule Rheinland-Westfalen-Lippe (EvH RWL), Prof. Dr. Gerhard K. Schäfer, trafen am Freitag, 7. April, in den Räumen der EvH vielschichtige Ansätze aufeinander. Befindet sich die Diakonie doch in einem Transformationsprozess: Nicht von ungefähr standen „Fragen der eigenen Identität und die Herausforderungen durch die Sozialwirtschaft“ auf der Tagesordnung. Ziel des Kolloquiums war es, Positionen, Problemdimensionen und mögliche Lösungsansätze zu diskutieren.
Zehn Jahre lang hatte der habilitierte Theologe Schäfer, der seit 1998 als Professor für Gemeindepädagogik und Diakoniewissenschaften an der EvH lehrte, als Rektor die EvH-Geschicke gelenkt. In ihrer Begrüßung allerdings hob die neue Rektorin, Prof. Dr. Dr. Sigrid Graumann, gezielt Schäfers Verdienste als Diakoniewissenschaftler hervor und betonte die hohe Anerkennung, die er als solcher genieße: „Wir wollten, dass das nicht verloren geht.“
So habe Schäfer in seinen Publikationen immer wieder Stellung bezogen zu aktuellen Fragen - zuletzt 2016 in den beiden Herausgeberbänden „Menschenrecht Inklusion“ und „Geflüchtete in Deutschland“, letzterer eine Gemeinschaftsveröffentlichung von EvH, Diakonie und Ruhrsuperintendenten-Konferenz. Auch in den nun folgenden zwei Forschungssemestern werde er an einem neuen Band zur Diakoniegeschichte arbeiten, kündigte Graumann an.
„Perspektiven der Diakonie im kirchlichen und gesellschaftlichen Wandel“: Den Auftakt des Kolloquiums machte Pfarrer Ulrich Lilie, Präsident der Diakonie Deutschland, nachdem die Besucher durch eine Andacht von Pfarrerin Barbara Montag (Diakonie RWL) eingestimmt worden waren und Kirchenrätin Dagmar Herbrecht (für das Kuratorium der Evangelischen Hochschule RWL) die Grüße der Trägerkirchen überbracht hatte. Ob bei Themen wie der Ankunft von Aussiedlern in den Kirchengemeinden oder den Transformationsprozessen, die Diakonie immer wieder durchlaufe: Gerhard Schäfer, so Herbrecht, sei mit seinen Publikationen nicht nur stets am Puls der Zeit - „sondern häufig gar ein halbes bis dreiviertel Jahr voraus gewesen“.
Zweierlei Input zur „Identität der Diakonie“ unter dem Thema „Zwischen Kirche und Gesellschaft“ lieferten Prof. Dr. Johannes Eurich von der Universität Heidelberg und PD Dr. Christoph Sigrist von der Universität Bern. Nach intensiver Diskussion widmeten sich die Kolloquiumsteilnehmer der „Diakonie in der Sozialwirtschaft“, genauer „Problemanzeigen, Potentialen und Widersprüchen der Diakonie“. Anstöße dazu kamen von Pfarrer Hans-Wilhelm Fricke-Hein vom Neukirchener Erziehungsverein, Pfarrer Christian Dopheide von der Evangelischen Stiftung Hephata und von Prof. Dr. Traugott Jähnichen von der Ruhruniversität Bochum. Zusammenfassung und Ausblick lieferte Prof. Dr. Uwe Becker von der Evangelischen Hochschule.
Das Schlusswort oblag Prof. Dr. Gerhard K. Schäfer selbst, der sich herzlich bedankte „für das Geschenk dieser Tagung, das man mir so unerwartet gemacht hat". Zehn Jahre lang Hochschulmanager, habe er sich gar nicht mehr als Diakoniewissenschaftler erlebt. Umso dankbarer sei er für "Impulse, Fragen und Anregungen", die ihm das Kolloquium beschert habe - den "spannenden Transfer der Diskurse", von denen er sich wünsche, dass sie auch in Zukunft gemeinsam weitergeführt würden.