Diversität, soziale Teilhabe und eine diskriminierungsfreie Gesellschaft sind die Themen, für die Prof. Dr. Lorenz Narku Laing brennt. Als Professor für Sozialwissenschaften und Rassismusforschung an der Evangelischen Hochschule Bochum (EvH Bochum) gibt er sein Wissen und seine Begeisterung an Studierende der Sozialen Arbeit weiter und unterstützt insbesondere Bildungsaufsteiger_innen in ihrer akademischen Laufbahn. Jetzt wurde sein Engagement mit dem Landeslehrpreis gewürdigt: Als Gewinner in der Preiskategorie „Lehre an Hochschulen für angewandte Wissenschaften“ erhält Prof. Laing 50.000 Euro für die Weiterentwicklung seiner Lehre. Der Preis wurde zum vierten Mal vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW sowie vom Deutschen Stifterverband in insgesamt fünf Kategorien vergeben. Die feierliche Preisverleihung fand am 11. Dezember 2025 im Deutschen Bergbau-Museum Bochum statt. Über die Vergabe des Preises entscheidet eine Jury aus Lehrenden, Studierenden und Hochschuldidaktiker_innen.

Prof. Dr. Lorenz Narku Laing wird von Wissenschaftsministerin Ina Brandes mit dem Landeslehrpreis 2025 ausgezeichnet. (© MKWNRW/Ralph Sondermann)
Wissenschaftsministerin Ina Brandes würdigte den besonderen Einsatz der Lehrenden: „Die Hochschullandschaft in Nordrhein-Westfalen gehört zur internationalen Spitze. Das verdanken wir in besonderem Maße den Hochschullehrerinnen und Hochschullehrern, die ihren Beruf als Berufung leben. Mit großem Engagement und didaktischer Exzellenz führen sie junge Menschen zu einem erfolgreichen Studienabschluss. Dabei leisten sie einen unschätzbaren Beitrag zur Persönlichkeitsbildung und zur Qualifizierung der Fachkräfte, die wir für unseren Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort brauchen. Ich danke allen Preisträgerinnen und Preisträgern für ihren leidenschaftlichen Einsatz.“
Für Prof. Laing von der EvH Bochum, dem gute Lehre seit vielen Jahren am Herzen liegt, ist die Auszeichnung eine große Ehre: „Im Wissenschaftsbetrieb werden der Einsatz und die Leidenschaft für Lehre leider manchmal nicht genug wertgeschätzt. Forschung, Publikationen oder die Netzwerkpflege haben oft einen höheren Stellenwert, wenn es um die wissenschaftliche Karriere geht. Diese Auszeichnung rückt die Hochschullehre als wichtigen Bildungsauftrag in den Mittelpunkt. Gleichzeitig macht sie mir Mut für die Zukunft, dass ich auf dem richtigen Weg bin – schließlich bin ich noch ein relativ junger Hochschullehrer, sagt der 33-Jährige.
Viele seiner Coachings und Mentoring-Angebote hat er speziell auf die Unterstützung von Bildungsaufsteigern zugeschnitten – so wie er selbst einer war: Lorenz Narku Laing wurde in Mainz als Sohn eines Jamaikaners und einer Ghanaerin geboren. Als ehemaliges Hartz-IV-Kind und BAföG-Höchstsatz-Empfänger habe er immer wieder erlebt, wie Bildung vom Geldbeutel der Eltern abhänge, sagt der heutige Hochschulprofessor. Jetzt hilft er jungen Talenten, die sich um Stipendien bemühen oder ein Master-Studium im Ausland machen wollen: „Ich möchte etwas tun, das Menschen mit erschwertem Zugang zu Bildung hilft, leichter in der akademischen Welt Fuß zu fassen. Darum möchte ich mit dem Preisgeld Angebote entwickeln, die diese Personen gezielt dabei unterstützt, ihr Studium besser zu organisieren – vor allem hier im Ruhrgebiet, wo wir so viele Arbeiterkinder oder Menschen mit Migrationshintergrund haben. Das könnten besondere Schreibwerkstätten, Stipendienberatung und weitere digitale Inhalte sein, die meine Seminare ergänzen.“
Vermittler zwischen den Welten
Um über seine Themen zu sprechen, ist Prof. Laing überall unterwegs: Als Experte für Rassismusforschung ist er nicht nur ein gefragter Redner auf kirchlichen Veranstaltungen, in der Wissenschaft oder Wirtschaft. Er berät ebenso Sozialverbände, Politik oder kulturelle Organisationen. „Diese Intersektoralität – also, dass ich mich bewusst zwischen den verschiedenen Bereichen unserer Gesellschaft bewege und versuche, zu vermitteln – wurde von der Auswahlkommission besonders hervorgehoben“, sagt Prof. Laing.
In der Jurybegründung heißt es weiter: „Der Bildungsaufsteiger arbeitet an der Schnittstelle zwischen Sozialwissenschaft, politischer Bildung und Menschenrechtsarbeit. Er zeichnet sich durch eine herausragende Lehrkompetenz aus und bietet darüber hinaus Stipendien- und Beratungssprechstunden an, begleitet Studierende bei Bewerbungen, vermittelt Praktika sowie Auslandsaufenthalte und berät über Förderprogramme. Sein Wirken reicht zudem über die Hochschule hinaus. Durch Lehrvideos oder Praxis-Handreichungen beispielsweise trägt er sein Wissen über Vielfalt und Diskriminierung in breitere gesellschaftliche Kontexte und macht diese öffentlich zugänglich.“
Diese wichtige Wirkung nach außen ist Prof. Laings persönlicher Antrieb: „Ich bin der Auffassung, dass wir als Hochschule den Auftrag haben, die Erkenntnisse unserer wissenschaftlichen Forschung in die Gesellschaft hineinzutragen und nicht nur hinter verschlossener Tür zu besprechen. Darum empfinde ich diesen Lehrpreis als besondere Bestärkung für meinen bisherigen Weg, leidenschaftlich Lehre zu betreiben, aber auch Interviews zu geben, politische Bildungsveranstaltungen zu begleiten und rassismuskritisches Wissen in die Gesellschaft zu tragen.“
Junges, wichtiges Lehrgebiet
Bei 52.000 Professuren in Deutschland haben derzeit nur drei eine offizielle Denomination im Bereich Rassismusforschung. Das belegen aktuelle Zahlen des Wissensnetzwerks Rassismusforschung: „Es ist also ein besonderer Leuchtturm, dass wir hier an der EvH Bochum eine solche Professur haben, die in der Hochschullandschaft noch sehr selten ist“, sagt Prof. Laing. „Die Auszeichnung und das damit verbundene Preisgeld, das ich jetzt in der Lehre einsetzen darf, helfen mir dabei, das Thema dauerhaft und strukturell in unserer Ausbildung in Sozial-, Gesundheits- und Bildungsberufen zu verankern und sichtbarer zu machen. Es ist ein Thema, nach dem unsere Gesellschaft ruft, und dass – leider – immer bedeutsamer wird, weil die Zahl der Personen, die von rassistischer Diskriminierung betroffenen sind, stetig zunimmt.“
Kurzvita:
Prof. Dr. Lorenz Narku Laing ist Professor für Sozialwissenschaften und Rassismusforschung an der EvH Bochum. Zuvor arbeitete er am Geschwister-Scholl-Institut für Politikwissenschaft der LMU München, wo er in Politischer Theorie promovierte. Er absolvierte einen Bachelor in Soziologie an der Goethe-Universität Frankfurt und erhielt seinen Masterabschluss von der Zeppelin Universität in Politik- und Verwaltungswissenschaft. Er ist Vertrauensdozent der Hans-Böckler-Stiftung, Beirat der Fachzeitschrift „Diversity in Recht und Wirtschaft“ und war Mitglied im Expert_innenrat Antirassismus im Bundeskanzleramt. In den letzten Jahren nahm er Gastdozenturen an der McGill University und an der University of Birmingham wahr. Für sein Wirken als renommierter Diversityberater und -forscher wurde er bereits mit dem German Diversity Award 2023, als „40 unter 40“ vom Capital Magazin und dem Innovationspreis Ehrenamt der bayerischen Staatsregierung ausgezeichnet. Für seine Tätigkeit als Hochschullehrer wurde Lorenz Narku Laing mit dem „Best Teaching Award“ der Zeppelin Universität und als Finalist beim „Mentor of the Year“ von Netzwerk Chancen e.V. gewürdigt. Er ist Mitglied der Jury des Deutschen Afrikapreises und gewähltes Kirchenleitungsmitglied der rheinischen Landeskirche.