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Studierende mit dem BIP in Norwegen
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Studierende mit dem BIP in Norwegen

Blended Intensive Programme (BIP) zum Thema „Ethische Reflexion und Psychische Gesundheit“ im April 2023 an der VID Stavanger - ein studentischer Bericht von Anabel Jacobs

Nur wer wandert, findet einen neuen Weg. - Norwegisches Sprichwort

Und gewandert sind wir wirklich ziemlich fleißig im Rahmen des BIP. Aber von Anfang an: "Wir", das sind insgesamt zehn Studierende aus drei verschiedenen Studiengängen der EvH (Pflegewissenschaft, Soziale Arbeit und Heilpädagogik & Inklusive Pädagogik). Zu dem "wir" zählen aber außerdem noch die Studierenden der Technischen Universität Liberec (TUL), der Technischen Universität Helsinki (DIAK) und der VID Stavanger. Insgesamt waren wir knapp fünfzig Studierende aus vier verschiedenen Ländern!

Ach ja, Dozierende waren natürlich auch dabei, am Campus der vitenskapelige høgskole in Stavanger. Irgendjemand muss ja für den fachlichen Teil der Woche und der Online-Phase zuständig sein. Bevor wir in Norwegen losgelegt haben, gab es nämlich auch schon eine Online-Phase mit einer Einführung in die Themen des BIP, in unsere Arbeitsplattform HowSpace und der Möglichkeit, unsere internationalen Arbeitsgruppen für die Präsenzwoche kennenzulernen.

Fjord zum Frühstück

Nachdem wir schon am Wochenende angereist waren, uns im Hotel Sverre häuslich eingerichtet und auch schon die ersten Erkundungstouren unternommen hatten, ging es am Montag los mit dem Ernst des norwegischen Uni-Lebens. Dafür mussten wir erstmal mit dem Zug bis zum Campus fahren und ich sag’s euch: Dieser Ausblick hat jeden frühen Morgen ein kleines bisschen besser gemacht. Denn die Zugstrecke von unserem Hotel in Sandnes hoch bis zum Campus in Stavanger führte wirklich direkt am Gandsfjord entlang (und ich meine direkt direkt), und wenn man auf der richtigen Seite des Zuges saß, hatte man einen wunderschönen Ausblick.

Erst die Arbeit ... dann der Strand

Dann ging es an der VID erstmal damit los, die anderen Lehrenden und Studierenden kennenzulernen, vor allem natürlich aus der eigenen Arbeitsgruppe für die Woche. Die Gruppen bestanden aus 1-2 Studierenden pro teilnehmendem Land, was für einen wirklich inspirierenden Austausch gesorgt hat. Sämtliche Kommunikation fand natürlich auf Englisch statt, aber das lief wirklich gut und ich habe sogar das ein oder andere norwegische Wort gelernt. Zwischenzeitlich war es allerdings ziemlich lustig, wenn jemand links von dir tschechisch und rechts von dir finnisch spricht, während man selbst sich mit einem norwegischen Mitstudierenden auf Englisch unterhält. Nach einer Einführung und dem obligatorischen Teambuilding (ich meine, Leute, wir studieren nun mal einen sozialen Beruf) mit einer Führung durch die Uni und einigen lustigen Aufgaben ging es dann weiter mit dem ersten wirklich inhaltlichen Programmpunkt, einer Einführung in das „6-Step Model of Ethical Reflection“, mit dem wir in dieser Woche arbeiten würden.

Anschließend wurden noch die „task of the week“ und unsere „daily task“ erklärt. In der „task of week“ (für die wir, wie der Name schon sagt, die gesamte Woche Zeit hatten) ging es darum, ein Fallbeispiel mit dem besagten Modell zur ethischen Reflexion zu analysieren und Lösungen für das darin enthaltene Dilemma zu finden. Die „daily task“ war es, jeden Tag ein Foto zu machen und auf HowSpace hochzuladen, daher haben wir am Ende der Woche sehr viele wunderschöne Fotos zusammengesammelt.

 

Am Dienstag hatten unsere deutschen Lehrenden ihren großen Auftritt. Es gab Input zum deutschen System psychischer Gesundheitsversorgung, einen Ausblick zur ethischen Reflexion bei psychischen Erkrankungen und eine dritte Präsentation zur unterstützten Entscheidungsfindung für Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen (na, schafft ihr es die richtigen Dozierenden zuzuordnen? Tipp: Mit dabei waren Frau Witzmann, Frau Ballschmieter und Herr Augustin). Nach der Mittagspause ging es weiter mit zwei Workshops, der erste zur digitalen Zukunft von „mental health services“ und ein zweiter zum Thema Vorurteile und Supervision. Um 17 Uhr wurde dann der Feierabend eingeläutet und wir haben uns zum Sola Beach aufgemacht, um den Tag ausklingen zu lassen.

 

Eine Gruppe junger Leute auf einem Dünenweg bei Sonnenuntergang
Und auf geht’s … © Anabel Jacobs
Gruppenfoto am Strand
… zu einem gemütlicher Feierabend am Solabeach! © Veronika Šilhánova

Endlich Praxis!!

Am Mittwoch haben wir Exkursionen zu insgesamt fünf verschiedenen Einrichtungen unternommen, pro Gruppe haben wir zwei gesehen. Zur Auswahl standen:

  • Barne- og ungdomspsykiatrisk avdeling (BUP) sentrum (Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie)
  • Jæren Recovery College (Recovery Colleges sind Bildungsangebote zur Gesundheitsförderung für Menschen mit und ohne psychische Krisenerfahrung)
  • Mestringsenheten (Bewältigungseinheit als erste Anlaufstelle für Menschen mit psychischen Erkrankungen oder Drogenabhängigkeit)
  • Fontenehuset (ähnlich wie betreutes Wohnen für Menschen mit psychischen Erkrankungen)
  • Fra offer til kriger (Victim to warrior, ein praktischer Arbeitsplatz für Menschen zwischen 18 und 30, die es noch nicht schaffen einen Ausbildungs- oder Studienplatz zu finden und den Übergang zu bewältigen, z. B. wegen ehemaliger Drogenabhängigkeit oder psychischen Erkrankungen)

Endlich Praxis - juhuu! Es war superspannend, die verschiedenen Einrichtungen zu sehen und die Unterschiede zwischen z.B. den deutschen und norwegischen Unterstützungssystemen zu sehen (Spoiler alert: Norwegen macht echt ‘nen besseren Job…). Aber die Möglichkeit andere Systeme zu sehen und dann mit Inspiration im Gepäck zurückzukommen, lässt mich hoffen, dass wir wirklich voneinander lernen können. Auch wennderheimlicheStardesTagesdas superniedliche,erstzweiTagealteZiegenbabyvom Hof der Warrior war. Übrigens wurden alle Inhalte in den Einrichtungen wie selbstverständlich auf Englisch vorgestellt.

Studierenden und Lehrende des BIP beim Rundgang über das Geländes von Fra offer til kriger
Spannende Informationen beim Rundgang auf dem Gelände von „Fra offer til kriger“ © Kristina Ždárská
Der Star des Tages - ein schwarzes Lämmchen.
The secret star of the day! © Kristýna Bauerová

Das Highlight: Preikestolen!

Am Donnerstag ging es in den Endspurt. Wir haben unsere Wochenaufgaben beendet und präsentiert und uns dann zur Belohnung kostenlose Waffeln beim Vaffeltorsdag gegönnt (So einen Waffeldonnerstag sollten wir an der EvH auch ganz dringend einführen!!). Die Stärkung konnten wir auch gut gebrauchen, denn jetzt ging es zu meinem absoluten Highlight der Woche: unsere Wanderung zum Preikestolen! Der Preikestolen oder Prekestolen (norwegisch für die Kanzel oder wörtlich der Predigtstuhl) ist eine natürliche Felsplattform in Ryfylke in der norwegischen Provinz (Fylke) Rogaland.

Wenn man die erste Hälfte der Tour geschafft hat, wird man mit einem wahnsinnigen Ausblick über den Lysefjord und die angrenzenden Berge belohnt - danach muss man allerdings auch noch den ganzen Weg bis nach unten schaffen - und zwar bevor der Bus ohne uns davonfährt. Neue Wege haben wir zwar nicht gefunden (ich glaube, es war auch sehr sinnvoll, bei den ausgeschilderten Wegen zu bleiben!), aber auf jeden Fall neue Seiten an uns selbst kennengelernt (cheesy, ich weiß, aber ist wirklich wahr!). Und uns als Gruppe hat es auch nochmal ordentlich zusammengeschweißt - im wahrsten Sinne des Wortes; es war echt ziemlich anstrengend.

Als das auch geschafft war, haben wir alle gemeinsam einen wunderschönen letzten Abend am Strand verbracht (natürlich mit den obligatorischen “Polstern” vom Einweggrill).

Ansicht der Felskanzel Preikastolen über dem Fjord
Tadaa: Der Preikestolen! © Viivi Kuitunen
Blick von der Felskanzel über den Fjord
Für diesen Ausblick lohnt sich der Muskelkater! © Anabel Jacobs

Play it again

Viel zu schnell kam dann schon der Freitag, an dem wir die Woche Revue passieren ließen und uns auch schon von den ersten verabschieden mussten. Am Samstag hieß es dann auch für uns Goodbye Stavanger und Welcome back in Germany. Wenn auch nur vorerst, denn wir haben schon Pläne gemacht, uns gegenseitig in unseren Heimatländern zu besuchen. Auch wenn wir kein einziges Polarlicht gesehen haben (ich meine, laut Polarlichtkarte lag die Wahrscheinlichkeit in Stavanger eins zu sehen, zwischenzeitlich immerhin bei 4%!), war die Woche ein absoluter Erfolg und ich würde jedem empfehlen diese Möglichkeit wahrzunehmen. Es lohnt sich auf jeden Fall!

 

Vielen Dank an BODYS und das International Office für die Organisation, euer Pilotprojekt war ein voller Erfolg, um Wiederholung wird dringend gebeten!

Gruppenfoto aller BIP-Teilnehmenden im Gebäude der VID
Abschiedsfoto des gesamten BIP-Teams! © Margarita Sakilayan-Latvala

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