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Nachruf Prof. Dr. Hans-Alwin Wilcke
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Nachruf Prof. Dr. Hans-Alwin Wilcke

Nachruf Prof. Dr. Hans-Alwin Wilcke

Am 24. April 2015 ist der ehemalige Rektor der EFH RWL, Prof. Dr. Hans-Alwin Wilcke, verstorben. Er war vom 1. Oktober 1972 bis zum 28. Februar 2002 als Professor für Biblische Theologie an unserer Hochschule tätig. Er hat die Hochschule seit ihren Anfängen über dreißig Jahre hinweg verantwortlich mit gestaltet - als leidenschaftlicher Hochschullehrer, als Dekan und Rektor, als warmherziger Mensch.
Glauben verstehen und zu verstehen lehren“ – unter dieser Zielsetzung hat er seine Professur  interpretiert und wahrgenommen. Die paulinische Theologie stand im Zentrum seiner wissenschaftlichen Arbeit. Darüber hinaus hat er insbesondere zur Geschichte Israels und zur neutestamentlichen Zeitgeschichte sowie zu bibelkundlichen und bibeldidaktischen Themen publiziert.
Er hat Generationen von Studierenden der Religions- und Gemeindepädagogik geprägt. Er  hat sie zu einem methodisch reflektierten wie didaktisch orientierten Umgang mit der Urkunde des christlichen Glaubens angeleitet. Biblische Theologie, wie er sie verstand und lehrte, hatte stets eine praktische Pointe und zielte auf eine Praxis, in der der Glaube neu Gestalt gewinnen sollte.
Im Rahmen seiner Abschiedsvorlesung im Januar 2002 hat er im Blick auf Luther zusammengefasst, was für ihn theologisch zentral war: Er beschrieb Luthers Glauben als Vertrauen auf Gottes heilsame Zusage. Dabei war ihm wichtig, dass Gott nicht als unpersönliches Phänomen, sondern als eine dem Menschen in seiner Zeit begegnende Wirklichkeit verstanden wird. Entsprechend dürfe der Glaube nicht diffus bleiben und auch nicht auf dem Markt der Möglichkeiten als Patchwork-Religiosität oder lediglich als Reservoir moralischer Verhaltensweisen feilgeboten werden. Er ist vielmehr eine den ganzen Menschen erfassende und vertrauensvoll anzunehmende  Gabe Gottes, die selbstverständliches Tun zum Wohl der Mitmenschen  aus sich heraussetzt. 
Hans-Alwin Wilcke hat an der Ausgestaltung der EFH und an tiefgreifenden Umstrukturierungen seines Fachbereichs auf allen Ebenen der Hochschulorganisation mitgewirkt. Als Dekan und auch als Rektor der Hochschule wirkte er in hohem Maße ausgleichend. Charakteristisch waren seine Fähigkeit zur Kooperation, seine Besonnenheit, seine Geduld und sein feinsinniger Humor. Als Rektor (1976-1980) wirkte er darauf hin, die Verteilung auf vier Standorte aufzugeben und die Konzentration der Fachbereiche auf einen Standort, nämlich Bochum, vorzubereiten. Darüber hinaus hatte er auch entscheidenden Anteil daran, dass die frühere Grundordnung der Hochschule, die stark auf die Position des Rektors zugeschnitten war, zugunsten einer Rektoratsverfassung geändert wurde. Er hat damit Strukturen mit erarbeitet, die für unsere Hochschule bis heute von grundlegender Bedeutung sind. Zugleich hat er die EFH wirkungsvoll nach außen vertreten, vor allem in Gremien der Trägerkirchen unserer Hochschule.  So war er z. B. Mitglied der Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland. 
Hans-Alwin Wilcke war in der Hochschule hoch geachtet – auf Grund seiner fachlichen Kompetenz, seiner Fähigkeit, die Entwicklung der Hochschule kooperativ zu gestalten, und seiner Persönlichkeit, die stets eine große Gelassenheit und wohltuende Ruhe ausstrahlte. Viele haben ihn als Elder Statesman wahrgenommen, dessen Markenzeichen gerade das Understatement war.
Wir nehmen Abschied von Hans-Alwin Wilcke – in Achtung und Zuneigung und großer Dankbarkeit.

Prof. Dr. Gerhard K. Schäfer

-Rektor-

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