Wir trauern um Frau Professorin Dr. phil. habil. Karin Corinne Désirat, die am 6. Februar 2023 im Alter von 85 Jahren in Hannover verstorben ist.
Karin Corinne Désirat war von 1985 bis 2002 an unserer Hochschule als Professorin, zunächst mit dem Lehrgebiet Erziehungswissenschaft, Schwerpunkt „Außerschulische Heilpädagogik“, und ab dem Jahr 1987 mit der Lehrgebietsbeschreibung Psychologie mit den Schwerpunkten Klinische Psychologie und Entwicklungspsychologie tätig.
Zuvor machte sie nach ihrem Abitur eine Ausbildung zur Balletttänzerin und Schauspielerin, um dann nach einer Familienpause Erziehungswissenschaften an der Universität Hannover zu studieren. Nach Abschluss ihres Studiums wurde sie promoviert und arbeitete drei Jahre im Schuldienst. Während dieser Zeit studierte sie gleichzeitig Psychologie und habilitierte sich später mit einer richtungsweisenden Habilitationsschrift zum Thema „Transsexualität“. Mit diesem außergewöhnlichen Thema zeigte sie schon damals ein Gespür für relevante gesellschaftliche Strömungen und Entwicklungen. Sie absolvierte zudem eine Ausbildung zur analytischen Psychotherapeutin.
Für den im Aufbau befindlichen grundständigen Studiengang Heilpädagogik war Karin Désirat ein großer Gewinn. Neben der Pädagogik als Klammer der unterschiedlichen, beteiligten Fachdisziplinen war eine der grundlegenden Säulen des Studiengangs die Psychologie. Und so oblag es auch Karin Désirat, die Studierenden in die psychologischen Grundlagen ihres späteren professionellen Handelns einzuführen und ihre Kompetenzen zu erweitern und zu vertiefen.
Zu ihrem Lehrangebot gehörten insbesondere der Bereich der frühkindlichen Entwicklung, die Instanzenlehre, die menschliche Sexualentwicklung über die Lebensspanne hinweg sowie die Neurosenlehre. Weitere wichtige Lehrinhalte waren Grundlagen der menschlichen Kommunikation, insbesondere der Gesprächsführung. In Kooperation mit der Evangelischen Erziehungs- und Beratungsstelle in Bochum begleitete und evaluierte sie Studierende bei Erstgesprächen mit Eltern oder anderen Bezugspersonen von Kindern, die als entwicklungsverzögert und/oder verhaltensauffällig galten. Sie ermöglichte den Studierenden, konkretes praxisorientiertes Handeln bereits während des Studiums zu sammeln. Als analytischer Psychotherapeutin oblag es ihr auch, ein Gesprächsangebot für seelisch belastete Studierende zu machen.
Sie war Mitglied im Fachbereichsrat und Senat, und auch außerhalb der Hochschule wirkte sie als kompetente Gesprächspartnerin und Expertin in unterschiedlichen Radio- und Fernsehsendungen mit.
Nach ihrer Emeritierung an der Ev. Hochschule war sie als analytische Psychotherapeutin in eigener Praxis in Hannover bis ins hohe Alter tätig.
Karin Corinne Désirat war eine hoch geschätzte, beliebte und geachtete Kollegin, deren Persönlichkeit, außergewöhnliche fachliche Kompetenz, Lebensklugheit, Zugewandtheit und Humor unvergessen bleiben. Wir werden uns auch nach ihrem Tod gerne an sie erinnern.
von Prof. Dr. Marianne Hellmann