Viele ältere Frauen haben in ihrer Vergangenheit belastende Ereignisse bis hin zu traumatischer Gewalt erlebt. Manche erleben sie auch heute noch. Den wenigsten Menschen ist dies bewusst. Wieso nicht? "Wir haben geschwiegen, denn es hat uns niemand gefragt." - Mit diesem Zitat wird eines der größten Probleme im Zusammenhang mit Gewalt (nicht nur) im Alter deutlich: Gewalt - und vor allem sexualisierte Gewalt - ist ein Tabu-Thema, über das man nicht spricht.
Paula e.V. aus Köln hat zum Ziel, genau dieses Tabu aufzubrechen. In der Beratungsstelle werden ältere bis hochaltrige Frauen darin unterstützt, den für sie passenden Weg zur Verbesserung ihrer Lebenssituation zu finden. Gleichzeitig informieren die Mitarbeiterinnen auch Fachkräfte aus dem Gesundheitsbereich, der Altenpflege und der Sozialen Arbeit sowie Angehörige von betroffenen Frauen über Hintergründe, Symptome und Folgen von erlebten früheren Gewalterfahrungen und deren Spätfolgen im Alter.
Im Zusammenhang mit EvH-Seminaren im Modul 4.2 "Menschen in der zweiten Lebenshälfte" und Modul 4.5 "Kriminologie und Straffälligenhilfe" stellten Martina Böhmer, die Leiterin der Beratungsstelle, und Denise Klein, Dipl.-Pädagogin und Mitarbeiterin von Paula e.V., ihre Arbeit für und mit den älteren Frauen vor. Vor allem die Praxisbeispiele beeindruckten die Studierenden der Sozialen Arbeit und Heilpädagogik/Inklusiven Pädagogik nachhaltig. Der Vortrag lud auch zum Nachdenken darüber ein, wie wir als Gesellschaft eigentlich mit älteren und alten Menschen umgehen, die in ihrem Leben zum Teil schwerwiegende Traumatisierungen überlebt haben - und im Alter dann auf "alt und dement" reduziert werden.
Zusätzlich boten Martina Böhmer und Denise Klein auch Hinweise zum achtsamen Umgang mit sich selbst als beratende Person, denn, so Denise Klein: "Jeder Handwerker kümmert sich darum, dass sein Handwerksgerät sauber und ordentlich ist, damit er weiter damit arbeiten kann. In der psychosozialen Beratung sind wir selbst unser 'Handwerksgerät'. Deshalb sind Prophylaxe und Selbstfürsorge als Schutz vor Sekundär-Traumatisierung so wichtig!"