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Projekt STUFE: Fachkräftemangel bewältigen
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Projekt STUFE: Fachkräftemangel bewältigen

Teilhabe ermöglichen: So will die EvH Bochum den Herausforderungen in der Eingliederungshilfe entgegenwirken.

Menschen mit Behinderungen sind häufig auf Unterstützung angewiesen, damit sie selbstbestimmt am Leben teilhaben können. Aber wie kann diese Teilhabe weiter gewährleistet werden, wenn das passende Personal fehlt? Wie können mehr Menschen dafür begeistert werden, in der Eingliederungshilfe zu arbeiten – und was bewegt sie zum Bleiben? Hierzu hat die EvH Bochum gemeinsam mit der Evangelischen Stiftung Hephata ein besonderes Modellprojekt gestartet: In Zusammenarbeit mit weiteren Partnern aus der Praxis testen sie neue Wege, um die Unterstützung für Menschen mit Behinderung langfristig zu sichern und dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Die Sozialstiftung NRW fördert das Projekt an der EvH mit 700.000 Euro bis 2027.

Der vollständige Projekttitel lautet „Handreichung zur Umsetzung einer selbstbestimmten und teilhabeorientierten Unterstützung vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels in der Eingliederungshilfe“, kurz STUFE.

Sie beraten und fördern, unterstützen im Alltag, helfen im Haushalt, planen Ausflüge oder bieten je nach Schweregrad eine vollumfängliche Pflege – die Beschäftigten in der Eingliederungshilfe leisten täglich wichtige Arbeit, damit Menschen mit Behinderung bestmöglich am gesellschaftlichen Leben teilhaben können. Doch langfristig fehlen die Fachkräfte, um Menschen mit kognitiven oder weiteren Beeinträchtigungen unterstützen zu können.

„Es ist für uns das große Thema der Zukunft“, sagt Projektleiterin Prof. Dr. Karin Tiesmeyer von der EvH Bochum. „Uns treibt die Frage an, wie wir die Situation künftig verbessern und mehr Personal in diesen Bereichen gewinnen und binden können.“ Dabei beziehen die Forschenden auch die Betroffenen selbst in ihre Fragestellung ein, erklärt Prof. Tiesmeyer: „Unser Projekt ist partizipativ angelegt und zeichnet sich dadurch aus, dass alle mitmachen können, die betroffen sind. Die Klientinnen und Klienten mit Behinderung überlegen also genauso wie die Beschäftigten mit, was ihnen bei der Gewinnung und Bindung von Fachkräften wichtig ist. Mit ihrer Hilfe prüfen wir auch, ob wir Lösungen finden und erproben oder ob andere Strukturen helfen könnten, das Tätigkeitsfeld für neue Mitarbeitende attraktiver zu machen. Über allem steht die Frage: Wie können wir den Auftrag Teilhabe, Selbstbestimmung, Inklusion noch besser umsetzen?“

Dazu schauen sich die Wissenschaftler_innen der EvH unterschiedliche Wohnformen an, vergleichen die Anforderungen in Städten mit denen in ländlichen Gebieten und analysieren die Versorgungsstrukturen sowie -bedarfe der unterschiedlichen Personengruppen. „Wir führen gerade sehr viele Interviews und Umfragen durch, reden mit den Einrichtungsleitungen und Kostenträgern und tragen so eine Menge Daten zusammen, die wir im nächsten Schritt auswerten“, sagt Projektmitarbeiter Fabian Rietz von der EvH. „Außerdem stehen wir im Austausch mit Arbeitsagenturen oder Berufsinformationszentren und überlegen gemeinsam, wie wir das Berufsbild besser darstellen können. Im Idealfall können wir schon mehr Schülerinnen und Schüler für eine Tätigkeit in der Pflege oder Eingliederungshilfe begeistern.“

Noch gebe es bei der Evangelischen Stiftung Hephata genügend Personal, um die Betreuung zu sicherzustellen, sagt Michael Roos, Projektleiter bei Hephata. „Aber in akuten Krankheitsphasen besteht bereits heute das Risiko, dass Betreuungssettings überlastet werden, sodass wir auf Zeitarbeitskräfte angewiesen sind oder Kolleg_innen für andere einspringen müssen, was wiederum zu hohen Belastungen führt.“ An Nachwuchs fehle es schon jetzt, und da viele Fachkräfte in absehbarer Zeit in den Ruhestand gehen, werde die Lücke noch größer.

„Ein Ansatz könnten neue Assistenz-Technologien oder digitale Möglichkeiten sein, die die Betreuungssituation künftig erleichtern und das Jobprofil interessanter macht“, sagt Prof. Tiesmeyer von der EvH Bochum. „Dafür müssen wir zunächst den Ist-Zustand erfassen und ihn systematisch überdenken, um letztendlich gemeinsam Ideen und Lösungen zu entwickeln, was in der Praxis verbessert werden kann. In den vielen Gesprächen, die wir führen, merken wir schon jetzt: Das Thema bewegt die Menschen und wir müssen zeitnah praktikable Lösungen für die Zukunft schaffen.“

>> Hier finden Sie weitere Informationen zum Modellprojekt STUFE


Fachkräfte gesucht: Auf lange Sicht fehlt in der Eingliederungshilfe Personal, um die fachgerechte Betreuung von Menschen mit Behinderung zu gewährleisten.
(© Evangelische Stiftung Hephata)

Jetzt geht die Arbeit richtig los: In den kommenden zwei Jahren erhebt das Projektteam im Modellprojekt STUFE viele Daten und wertet diese aus, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. (© EvH Bochum)

Redaktion: Carmen Tomlik

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