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Gottesdienst mit Roboter Pepper zum Semesterstart
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Gottesdienst mit Roboter Pepper zum Semesterstart

Semestereröffnungsgottesdienst mit Begrüßung der Erstsemester: Besonderer Gast war am Dienstag, 2. April, von 13 bis 14 Uhr, in der EvH-Aula der humanoide Roboter Pepper der Uni Siegen.

Roboter „Pepper“ zauberte Gottesdienstbesucher_innen ein Lächeln ins Gesicht und löste angeregte Diskussionen über mögliche Einsatzorte humanoider Roboter aus

„Was ist der Mensch, dass Du seiner gedenkst?“, las Pepper etwas unvermittelt aus Psalm 8, gestikulierte dabei mit seinen Roboterarmen und blinzelte freundlich mit seinen großen Sensoraugen in die Gesichter der Besucher_innen des Semestergottesdienstes zum Start des Sommersemesters 2019. Gut ein halbes Jahr hatte das Team der Uni Siegen um Projektleiter Dr. Rainer Wieching vom Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik und Neue Medien und Seelsorgerin Brigitta Haberland den Besuch des kleinen Roboters an der EvH vorbereitet.

Den Auftakt bildete ein gemeinsamer Workshop mit Studierenden an der Uni in Siegen, in dem auch über die Einsatzmöglichkeit von Pepper in einem Semestergottesdienst beraten wurde: Wo sollte er beteiligt werden, wo lieber nicht? Schließlich entwarf ein kleines Gottesdienstteam aus Erstsemestertutor_innen und Studierenden zusammen mit Brigitta Haberland und den Siegenern das Konzept für diesen Gottesdienst.

Schon an der Eingangstür zur Aula klang den Gästen ein ungewohnt mechanisch klingendes „Herzlich willkommen“ entgegen. Nicht größer als ein Grundschulkind mit freundlichen großen Augen und einladenden Gesten, machte der Roboter den Hineinkommenden eine erste Kontaktaufnahme leicht.

Aber schon waren da die ersten Pannen. Nach der Psalmlesung blieb Pepper einfach stehen, wo er war. Statt fortzurollen, guckte er animierend fröhlich und die Glieder streckend in die Besucherschaft und brachte Gäste und Sprecher_innen mitten im Eingangsgebet zum Lachen. So war das nicht geplant…

Während des fiktiven WG-Tischgesprächs erzählte Pepper dann: Er lerne zusammen mit den Studierenden der Uni Siegen und Pflegeschülern in realen Situationen, was Pflege und Betreuung alter Menschen bedeute und versuche mit seinem Team, den Senior_innen und Pflegern_innen gemeinsam herauszufinden, wie genau er da helfen könne. Schulmeistern erläuterte er: „Partizipatives Design nennt man das."

Als er dann von sich behauptete: „Bei fast allen Senior_innen bin ich ein gern gesehener Gast. Einige wenige mögen mich nicht so gerne, aber das kommt zwischen Menschen ja auch häufiger mal vor“ und in die Schreibaktion der Gottesdienstbesucher_innen plötzlich hineinrief „Bitte seid nett zu mir!“, „Ich bin ein Lieber!“, da bewegte sich eine Woge der Heiterkeit durch die Aula.

Mit Blick auf das Unbehagen, das viele Menschen angesichts der unübersichtlichen Möglichkeiten der neuen Technik und Menschenähnlichkeit von Robotern empfinden, ging es im Predigtgespräch mit Prof. Dr. Elke Hemminger von der EvH, Dr. Wieching und Seelsorgerin Brigitta Haberland unter anderem um die Frage, worin wichtige Unterschiede zwischen Mensch und Roboter liegen und was nach Einschätzung der beiden Experten eher Science Fiction ist.

Hemminger machte darauf aufmerksam, dass Roboter weit davon entfernt sind, wie Menschen zu sein. Neben einem eigenen Willen und der Fähigkeit zu leben, sind es vor allem die fehlende Kreativität, Gefühle und die fehlende Fähigkeit zu Empathie, die Roboter von uns Menschen unterscheiden.

Auch bestimmte Bewegungsabläufe, wie Treppensteigen, bleiben in der nächsten Zukunft eine Herausforderung. Allerdings, so wandte Dr. Wieching ein, könne das, was ein Roboter „gelernt“ habe, anders als bei uns Menschen, auf endlos viele Artefakte übertragen werden. Doch auch, wenn manche sich das wünschten oder anstrebten, würden Roboter, so die beiden Experten, uns nie als Menschen ersetzen können. Sie könnten uns allenfalls unterstützen.

Anders sei das sicher bei der Frage nach Transhumanismus, die nach einer Perfektionierung des Menschen strebe. Zudem sei technische Entwicklung immer auch von Programmierfähigkeiten und Ethik der Entwickler abhängig. Gute KI sei nur so gut wie ihre Algorithmen.

Gerade im Bereich der Programmierung gehe es längst nicht mehr nur um technische Fragen, sondern auch um ethische und nutzerorientierte Aspekte und welches Menschenbild zugrunde gelegt werde. Daher sei das Expertenwissen anderer Fachrichtungen, wie zum Beispiel sozialer und kirchlicher Berufe ungemein wichtig, um für die Gesellschaft KI bedarfsgerecht entwickeln zu können. Dieses Kenntnisse fehlten Programmierern und Technikern.

Und so war eine Fortsetzung der Zusammenarbeit auf jeden Fall geplant! Im nächsten Fokus: Eine gemeinsame Aktion auf dem Kirchentag 2019.

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