Mitte November fiel der Startschuss für ein neues, neunmonatiges Projekt, das an der Evangelischen Hochschule RWL angesiedelt ist: ein Senioren- und Pflegeberatungskonzept für den Rhein-Sieg-Kreis. Unter Projektleitung von Prof. Dr. Irene Gerlach erarbeitet ein Forschungsteam ein tragfähiges Beratungskonzept für den Kreis.
Die deutlich steigende Anzahl älterer Mitmenschen stellt für Deutschland eine der großen zukünftigen Herausforderungen dar. Immerhin werden hierzulande gut drei Viertel der Pflegebedürftigen zu Hause versorgt, darunter neben vielen älteren Mitbürgern auch Jugendliche und Kinder.
Dass eine Unterstützung dieser Menschen als Aufgabe bei den Kommunen angesiedelt ist, wurde 2014 im Alten- und Pflegegesetz festgeschrieben. Mit dem neu anlaufenden Projekt für die „Erstellung eines (Senioren- und) Pflegeberatungskonzeptes“ nimmt der Rhein-Sieg-Kreis eine Vorreiter-Rolle in der kommunalen Daseinsvorsorge ein.
„Pflegende Angehörige sind die tragende Säule der pflegerischen Versorgung in Deutschland“, hält Irene Gerlach, wissenschaftliche Leiterin des Projektes, fest. „Das hat der Rhein-Sieg-Kreis frühzeitig erkannt.“ Die Kommune, die bereits sehr aktiv auf dem Gebiet der wohnortnahen Pflegeberatung ist, verzeichnet deutlich steigende Zahlen in Hinsicht auf pflegebedürftige Einwohner: Die Quote in der Bevölkerung hat sich von knapp 2,5 Prozent in 2007 auf knapp 3,5 Prozent in 2017 erhöht. Für 2040 wird eine Pflegequote von 5,9 Prozent erwartet, was im besagten Kreis mit 19 kreisangehörigen Kommunen 36 000 Menschen entspricht.
Das neue Konzept soll weiterhin auf lokalen Hilfs- und Entlastungsangeboten basieren und Pflegebedürftige und ihre Angehörigen so unterstützen, dass für die Betroffenen ein Verbleib in der eigenen Häuslichkeit möglich ist.
„Durch das bestehende Beratungskonzept des Kreises, das 2010 verabschiedet wurde, ist diese Kommune bereits sehr gut aufgestellt“, stellt Irene Gerlach fest. „Jetzt gilt es, bestehende Lücken zu schließen und die Beratung zukunftsfest zu machen.“ Das Konzept sieht vor, den Status Quo und den Bedarf an Pflegeberatung im Kreis zu erheben.
Es wird darum gehen, die bestehenden Angebote weiter zu verbessern, fehlende Angebote zu ergänzen und die Kooperationen der verschiedenen Akteure weiter zu intensivieren, zu optimieren und zu erweitern. Erstellt wird das zukunftsfähige Konzept vom Forschungszentrum Familienbewusste Personalpolitik (FFP), dessen wissenschaftliche Leitung bei Irene Gerlach liegt.