Abschlussveranstaltung des Projekts „Traumatisierungsketten durchbrechen – Handlungsunsicherheiten überwinden – Schutzsysteme stärken“ (THS-Projekt) – Zwei Projekte in Begleitung des Sozial-Wissenschaftsladens stellten sich auf digitalem Fachtag vor
Die Erfahrungen geflüchteter Menschen vor, während und nach ihrer Flucht sind häufig geprägt von belastenden Erlebnissen. Nicht wenige Menschen werden durch diese Erfahrungen traumatisiert und sind auf psychosoziale Unterstützung angewiesen.
Im THS-Projekt haben in den letzten drei Jahren insgesamt elf Zentren der Bundesweiten Arbeitsgemeinschaft der psychosozialen Zentren für Flüchtlinge und Folteropfer e.V. (BAfF) an einer Verbesserung der psychosozialen Unterstützung traumatisierter geflüchteter Menschen gearbeitet.
Das Projekt wurde aus EU-Mitteln des Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds kofinanziert und zielte dabei insbesondere auf bestehende Barrieren zwischen dem Asyl- und Aufnahmesystem, psychosozialen Beratungszentren sowie dem allgemeinen Gesundheitssystem ab.
Mitte Juni 2020 lud das Psychosoziale Zentrum für Flüchtlinge Düsseldorf e.V. (PSZ) zur Abschlussveranstaltung des Projekts ein. Pandemiebedingt kamen die Teilnehmenden – überwiegend Fachkräfte aus der Geflüchtetenarbeit – per Videokonferenz zusammen.
Nach einer digitalen Vorstellungsrunde berichtete Dima Zito vom PSZ über die Hintergründe des Projekts. Aus Sicht der Traumatherapeutin verlagerte sich der Fokus des Projekts im Verlauf der zwei Jahre: „Als wir das Projekt in der BafF planten, war das politische und gesamtgesellschaftliche Interesse, geflüchtete Menschen zu unterstützten, deutlich größer als heute. Der Zeitpunkt schien geeignet, verstärkt auf die Situation besonders vulnerabler Personen aufmerksam zu machen und ihnen endlich einen Zugang zu psychosozialen Hilfen zu ermöglichen. Leider haben sich die gesetzlichen Rahmenbedingungen inzwischen erheblich verschlechtert.“
Vor diesem Hintergrund nannten die im Projekt befragten Sozialarbeiter_innen und Ehrenamtlichen vor allem strukturelle und rechtliche Barrieren, die ihnen die Arbeit erschweren. Aktuell, so Zito, scheitere bereits die basale psychosoziale Versorgung geflüchteter Menschen. Spezielle Herausforderungen im Hinblick auf einzelne Personengruppen gerieten so schnell in den Hintergrund.
Anschließend stand der Fokus der Veranstaltung auf den beiden Studierendenprojekten. Den Anfang machte EvH-Studentin Maja Jovancevic und stellte die Ergebnisse ihrer Lehrforschungsgruppe zu Herausforderungen im Umgang mit besonders vulnerablen geflüchteten Menschen für Sozialarbeiter_innen und Ehrenamtliche vor.
Ein zentrales Ergebnis: Sieben von acht interviewten Expert_innen hatten keine Handlungsempfehlung oder Leitfäden, die sie als Orientierung für ihre Arbeit nutzen können. Diese Lücke zu schließen ist daher auch Ziel des zweiten vorgestellten Projekts in Begleitung des Sozial-Wissenschaftsladens.
EvH-Studentin Julia Waczynski wird in ihrer Bachelorarbeit bestehende Handlungsleitfäden recherchieren und analysieren. Der Fokus ihrer Arbeit liegt dabei auf der Frage, wie Sozialarbeiter_innen und Ehrenamtliche psychische Probleme frühzeitig erkennen und ihren Klient_innen somit entsprechende Hilfen vermitteln können.
Eines war der Studentin, die gleichzeitig bereits als Praktikantin im PSZ Düsseldorf gearbeitet hat, wichtig klarzustellen: Auch wenn der Großteil der geflüchteten Menschen traumatische Erfahrungen gemacht hat, benötigten nicht alle Betroffenen therapeutische Unterstützung. Viele von ihnen zeigten eine hohe Resilienz und verfügten über Bewältigungsstrategien, außerdem seien die aktuellen Lebensumstände entscheidend für die Bewältigung vergangener Erlebnisse.
Die Veranstaltung schloss mit der Vorstellung zweier bereits fertiggestellter Handlungsleitfäden. Sabine Rauchs Vorstellung des Leitfadens zum Thema Diversität wurde leider aufgrund der schlechten Internetverbindung deutlich abgekürzt.
Dima Zito widmete sich der Frage, wie eine Therapie mit Dolmetscher_in trotz Herausforderungen gelingen kann. Abschließend dankte sie Julia Waczynski, Maja Jovancevic und dem Sozial-Wissenschaftsladen noch einmal für die tolle Zusammenarbeit.