Seminartermin im Bestattungshaus: Studierende der Sozialen Arbeit erhalten Einblicke in das Bestattungswesen
Der Tod ist aus dem gesellschaftlichen Leben nicht wegzudenken. Als conditio humana begleitet der Tod die Menschheit wie das Leben. Das Sterben der Anderen konfrontiert somit nicht nur mit dem Beziehungsabbruch, sondern auch mit dem Bewusstsein über die eigene Endlichkeit und stellt alle Gesellschaften vor die Frage, „wie sie mit dem Ende der körperlichen Existenz einzelner Menschen umgehen“(Knoblauch, Kahl 2017, 366). Gegenwärtig veweisen die zunehmend vielfältiger werdenden Bestattungsformen darauf, dass auch das Bestattungswesen durch die Pluralisierungstendenzen einer modernen individualisierten Gesellschaft und den damit verbundenen Herausforderungen gekennzeichnet werden kann.
Wie in dem mittlerweile in der dritten Generation geführten Bestattungshaus Wellers mit dem Verlangen individueller Bestattungen umgegangen wird, konnten Studierende der Sozialen Arbeit am 9. Mai 2022 vor Ort erfahren. Im Rahmen des Seminars Pluralität des Todes. Tod und Jenseits im historischen und kulturellen Vergleich führten Jana Iwczenko und Tom Wellers die interessierten Teilnehmenden durch die verschiedenen Bereiche des Bestattungshauses und gaben auch persönliche Einblicke in das Bestattungswesen.
Zu Beginn sammelten sich alle Teilnehmenden in der geräumigen hauseigenen Trauhalle, die in ihrer Ausgestaltung ebenfalls an einer pluralisierten Gesellschaft orientiert ist – wie später erwähnt wurde. Jana Iwczenko und Tom Wellers gingen in ihrer inhaltlichen Einführung zum einen auf Wandlungstendenzen im Bestattungswesen ein und stellten zum anderen darauf Bezug nehmend die eigene Firmengeschichte dar.
Im Zuge dessen wurde auch das Berufsbild der/des Bestatter_in/s veranschaulicht und eine gewisse Nähe zur Sozialen Arbeit deutlich: Denn die Funktion von Bestatter*innen ist es in oftmals krisenhaften Situationen möglichst emphatisch zu begleiten und gleichzeitig die organisatorischen Angelegenheiten zu regeln, um eine möglichst individuell stimmige Trauerfeier für den/die Verstorbenen vorzubereiten und die Hinterbliebenen auf diese Weise zu unterstützen selbst Abschied nehmen zu können. Deutlich wurde, dass nicht nur Empathiefähigkeit, Situationssensibilität und Organisationsvermögen verlangt werden, sondern mitunter auch Kenntnisse im Bereich der Trauerpsychologie einfließen, weil Bestatter_innen den ersten Abschnitt der Trauer gut begleiten wollen.
Nach der umfassenden Darstellung des Bestattungswesens und der Beantwortung von Fragen erhielten die Seminarteilnehmenden die Gelegenheit auch den Rest des Bestattungshauses zu sehen. Nach dem Blick in die (leeren) Aufbahrungsräume ging es in den Ausstellungsraum und von dort führten Iwczenko und Wellers die Studierenden noch in den Bereich der hygienischen Versorgung und des Sargbeschlagens. An den einzelnen Orten wurde Halt gemacht, die eigene Arbeit vorgestellt und die an den jeweiligen Orten auftauchenden Fragen der Studierenden und Seminarleiterin geduldig beantwortet.
Persönlich kann ich für mich sagen, dass ich noch nie so gerne in einem Bestattungshaus war und mich daran gefreut habe, mit wie viel Leidenschaft dieser Beruf hier ausgeübt wird. Vielen Dank an Bestattung Wellers, insbesondere Jana Iwczenko und Tom Wellers, dass sie den Seminarteilnehmenden den Aufenthalt in einem Bestattungshaus außerhalb persönlicher Betroffenheit ermöglicht und einen vielfältigen Einblick in das Bestattungswesen gegeben haben.
Isabelle Bosbach (WZI)