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Internationaler Tag der Menschenrechte
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Internationaler Tag der Menschenrechte

Heute jährt sich der internationale Tag der Menschenrechte zum 74ten mal. Traditionell erinnert der 10. Dezember daran, dass jedem Menschen die gleiche Würde und die gleichen Rechte zustehen - unabhängig z.B. von Hautfarbe, Geschlecht, Religion oder sozialer Herkunft. Diese Rechte, die allen Menschen von Geburt an zustehen, werden jedoch immer wieder verletzt.

Einige Studierende erleben diese Verletzungen selbst oder bei Familie und Freund_innen. Die EvH-Studentin Aleksandra Brill lebt seit 20 Jahren in Deutschland, doch das Schicksal der Menschen ihres Heimatlandes, der Ukraine, bewegt sie sehr. "In jedem Krieg werden Menschenrechte verletzt, aber auch die unausgesprochenen Regeln des Krieges werden momentan nicht geachtet. Der Umgang der Soldaten mit Kindern, Frauen und älteren Menschen oder die Bombardierung von Evakuierungskolonnen sind erschreckende Menschenrechtsverletzungen. Das Schlimme ist der Gewöhnungseffekt, ich kenne es noch von mir selber. Solche Menschenrechtsverletzungen gibt es auf der ganzen Welt, beispielsweise in Syrien oder bei den Protesten im Iran - wie oft verschließt man die Augen davor. Es wird einem so vieles deutlich, wenn es das eigene Land betrifft. Während viele junge Menschen nach dem Zerfall der Sowjetunion unbedingt weg ins Ausland wollten, um dort ihren Traum von einem besseren Leben zu verwirklichen, ist die junge Generation jetzt ganz anders mit ihrem Land verbunden. Bei allen, mit denen ich spreche ist der Wunsch nach Frieden groß, viele möchten unbedingt zurück in ihre Heimat."

Shoan Vaisi, Student an der EvH, engagierte sich bereits im Iran für Frauen- und Minderheitenrechte und musste aufgrund seines politischen Engagements seine Heimatstadt verlassen. "Ich wurde in ein Land hineingeboren, in dem die Menschenrechte missachtet werden - beispielsweise das Recht auf Gleichberechtigung, Meinungsfreiheit oder auf Bildung. Als ich anfing mich dagegen zu wehren, brachte das mein Leben in Gefahr und ich musste fliehen. Auch auf der Flucht habe ich immer wieder gemerkt, dass die Menschenrechte nicht für jeden gelten. Rechte zu haben klingt vielleicht banal oder selbstverständlich, aber die Missachtung der Menschenrechte ist ein weltweites Problem - sie sind für viele Menschen alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Sie gehen genau dafür auf die Straße, sitzen im Gefängnis oder opfern ihr Leben. Mich inspiriert es immer wieder, dass die Menschen sich nicht mit diesem Unrecht abfinden, auch wenn der Preis sehr hoch ist. Ich denke dadurch kann sich langfristig etwas verändern - im Iran, aber auch in anderen Ländern. Empörung ist wichtig, denn Menschenrechte müssen errungen werden. Man muss nicht selbst betroffen sein, um sich für andere einzusetzen und sie zu unterstützen: Sei es gegen Krieg, Ungerechtigkeiten, Klimawandel oder eben für die Menschenrechte. Bitte seid nicht gleichgültig!"

Die internationale Perspektive führt uns vor Augen, dass sich allein 2022 viele mutige Menschen gegen Menschenrechtsverletzungen und für Demokratie eingesetzt haben, ob in Belarus, China, Mexiko, Sudan oder Sri Lanka. Prorektorin II Prof. Dr. Cinur Ghaderi verweist darauf, dass Menschenrechte nicht nur "woanders" gebrochen werden, sondern auch hier bei uns in Deutschland. Ihre Einhaltung sei nicht nur eine Aufgabe für politisch Aktive und Engagierte, sondern auch eine Profession. Es gäbe eine gesellschaftspolitische Relevanz, wenn die Menschenrechte und Demokratie  von einigen Gruppen der Gesellschaft oder politischen Strömungen in Frage gestellt würden. "Die Soziale Arbeit versteht sich als Menschenrechtsprofession. Ihre Professions-Ethik basiert darauf Soziale Arbeit mit und für Menschen, die in ihrer Würde bedroht sind durch inadäquate Politik von Nationalstaaten oder internationale Communities. Wir bilden Menschen für die Sozial- und Gesundheitsberufe aus, für diese sind die Menschenrechte handlungslei­tende Orientierungspunkte. Dies gilt insbesondere für vulnerable Gruppen – so auch Menschen mit Behinderungen und Geflüchtete – die häufig von Menschenrechtsverlet­zungen betroffen sind. Weiterhin sind Menschenrechte Analyseinstrumente zur Identifizierung verletzter Teilhaberechten – damit aus Worten über Rechte und Würde gelebte Wirklichkeit wird", erläutert sie.

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