Rund 20 Studierende, Lehrende, Mitarbeitende der Hochschule sowie weitere Interessierte sind am Dienstag, 7. Januar 2020, von 16 bis 18 Uhr zur Vernissage "Gut genug" in Raum 119 gekommen. Bereits als Teenager vergleichen sich Frauen mit ihren Mitmenschen oder Models aus Hochglanzbroschüren. Sowohl mit als auch ohne Behinderung kommen sie dabei zum Schluss, dass sie selbst nicht gut genug seien. Genau hier setzte das Projekt der Lebenshilfe im Kreis Viersen an, mit dem Ziel, das Selbstwertgefühl von Frauen zu stärken. Es wurden Frauen mit geistiger und körperlicher Behinderung zusammen mit ihren Nachbarinnen zu einem Fotoshooting eingeladen.
Die Fotografin hat sich viel mit den Vorbehalten der Frauen, mit ihrer harten Kritik am eigenen Körper auseinandergesetzt und von ihrem Wunsch erfahren. Sie wünschten sich ein Foto, bei dem nicht der oft vermeintliche Makel im Vordergrund steht, sondern die Schönheit, die Würde, die Einmaligkeit ihres Gesichtes. Ein Foto, auf dem sie eben "gut genug" sind.
Es nahmen Frauen aus der Nachbarschaft teil, die sich sonst vielleicht eher nur flüchtig kannten. Sie erhielten die Möglichkeit, sich mit Accessoires zu schmücken und paarweise Fotos zu machen. Bei diesem Fotoshooting spielte es keine Rolle, wer eine Behinderung hat und wer nicht. Hier stand die Frau im Vordergrund, die schön sein möchte - die schön ist, die Charakter hat und einzigartig ist. Die Models wurden direkt aus dem Alltag heraus fotografiert, ohne vorher geschminkt oder frisiert zu werden („come as you are“).
Somit wurde es möglich, der Inklusion ein Gesicht zu geben und dieses nun, im Rahmen der entstandenen Wanderausstellung, in die Öffentlichkeit zu tragen. Seit Oktober 2018 wurden und werden die Schwarz-Weiß-Portraits im Kreis Viersen, in Marburg, Bedburg, Bochum und Berlin ausgestellt.
Zur Ausstellung an der Evangelischen Hochschule, bei der die entstandenen Fotos gezeigt wurden und werden, waren auch vier Models gekommen, die auf den Bildern zu sehen sind. Auch waren die Fotografin Ines Schäfer, Christian Röther von der Lebenshilfe Kreis Viersen und Mitarbeitende des Transfernetzwerks s_inn zugegen. Zahlreiche Neugierige bestaunten die Schwarz-Weiß-Portraits im Flur vor Raum 119 im Vorbeilaufen.
Am Tag des Fotoprojekts ist auch ein Kurzfilm darüber entstanden, der bei der Vernissage gezeigt wurde: Er erzählt die Geschichte, woher sich die Frauen kennen – etwa aus der Nachbarschaft, einem gemeinsamen Malkurs oder über einen Betreuungsdienst. Auch bestand Gelegenheit, den Models Fragen zu stellen. Es wurde darüber hinaus nicht aufgelöst, welche Frau eine Behinderung hat und welche nicht. Die Betrachter_innen sollten sich ganz unvoreingenommen von den Fotos inspirieren lassen und sie individuell interpretieren.
Sinem Malgac