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EvH-Studierende schließen Grummer Versorgungslücke
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EvH-Studierende schließen Grummer Versorgungslücke

Von links: Prof. Dr. Hendrik Baumeister, Joenna Heinrich (EvH), Silke Neufeld (EvH-Alumna und StadtTeilLaden) und Alexander Lazar (EvH).

Viele ältere Menschen im Bochumer Stadtteil Grumme stehen seit September 2019 einer Versorgungsbarriere gegenüber, weil der einem „Tante-Emma-Laden“ ähnliche Kiosk „Findling“ schließen musste. Damit ist nun nicht nur die selbstbestimmte Versorgung mit Lebensmitteln im Quartier eingeschränkt, es fehlt auch eine gerade von älteren Menschen gerne und oft genutzte Möglichkeit zur sozialen Teilhabe. Erste Ansätze, diese Lücke durch Online-Lieferdienste zu schließen, konnten nicht umgesetzt werden, da gängige Anbieter nicht auf Anfragen reagierten.

Der Herausforderung, hier neue Möglichkeiten der Versorgung zu schaffen, stellten sich Studierende der Lehrveranstaltung „Selbstbestimmt leben im Quartier“ von EvH-Professor Hendrik Baumeister gerne. In Zusammenarbeit mit Silke Neufeld, Leitung des StadtteilLadens „Leben im Stadtteil e.V.“, wurden Workshops mit engagierten Betroffenen durchgeführt, in denen das Problem bestätigt und nach Lösungsmöglichkeiten gesucht wurde.

Hier zeigte sich auch deutlich, dass Online-Lieferdienste die Lücke nicht schließen können, da nur sehr wenige der Betroffenen über die nötige Medienkompetenz dafür verfügen. Zudem würde eine Nutzung von Online-Diensten Tendenzen zur Vereinsamung verstärken, da dann auch zum Einkaufen kein Grund mehr bestünde, die eigene Wohnung zu verlassen.

Gemeinsam wurde im vergangenen Wintersemester ein Konzept entwickelt, den StadtTeilLaden als Treffpunkt zu nutzen, wo Ehrenamtliche oder Praktikant_innen die Betroffenen bei ihren Bestellungen unterstützen. Die Bestellungen erfolgen über vorgefertigte Bestelllisten auf Papier, die wöchentlich gesammelt an ein Lebensmittelge-schäft übertragen werden.

Das Lebensmittelgeschäft liefert die gesammelten Einzelbestellungen wiederum gebündelt an den StadtTeilLaden, wo die Betroffenen ihre Bestellung auch mit Unterstützung abholen können. Die Termine im StadtteilLaden könnten als gemeinsames „Event“ inszeniert werden und soziale Teilhabe fördern, ebenso wie die angedachten gemeinsamen „Exkursionen“ zum Supermarkt, um Produkte „sehen und anfassen“ zu können, bevor sie dann bestellt werden.

Zu diesem Konzept wurde ein Meinungsbild durch einen Fragebogen eingeholt und nach möglichen Kooperationspartnern gesucht. „REWE Lenk“ in Hiltrop bietet bereits einen telefonischen Bestell- und Lieferdienst an und ging mit sehr großem Interesse auf die Anfrage Weiterentwicklung des Konzeptes ein. Mit dem telefonischen LieferService schließt „REWE Lenk“ bereits die Lücke zwischen traditionellem Einkaufen vor Ort und Online-Angeboten, von der insbesondere ältere Menschen und Menschen mit Mobilitätseinschränkungen betroffen sind – und zwar so erfolgreich, dass die Nachfrage gar nicht mehr bewältigt werden kann.

Im kommenden Sommersemester soll das Konzept in Kooperation mit dem StadtteilLaden und „REWE Lenk“ sowie Studierenden der EvH-Studiengänge „Soziale Arbeit“ und „Heilpädagogik/Inklusive Pädagogik“ unter der Leitung der EvH-Professoren Frank Mücher und Hendrik Baumeister weiterentwickelt, in einer Pilotphase erprobt und bestenfalls evaluiert werden. Sollte das Konzept erfolgreich umgesetzt werden, werden weitere Kooperationen mit Lebensmittelgeschäften sowie weiteren Quartiersbüros und Wohnprojekten auch an anderen Orten angestrebt.

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