Sowohl Prof. Dr. Hans-Jürgen Balz als auch Prof. Dr. Sven Thomas lehrten über 21 Jahre lang an der EvH Bochum. Nun wurden sie am 20.06.2023 feierlich in den Ruhestand verabschiedet. Rektorin Prof. Dr. Dr. Sigrid Graumann dankte beiden herzlich für ihren wichtigen Einsatz und betonte, dass sie "das Gesicht der Hochschule maßgeblich mit geprägt haben", insbesondere durch ihre Interdisziplinarität und Praxisorientierung in Lehre und Forschung. Nicht nur die inhaltliche Weiterentwicklung der Studiengänge sei durch sie begleitet worden, sondern auch zahlreiche Studierendengenerationen.
Dass Prof. Dr. Hans-Jürgen Balz, der neben seiner Professur auch freiberuflich als systemischer Coach, Systemischer Supervisor und Organisationsberater tätig ist, immer auch einen Fuß in der Praxis gehabt habe, sei auch der Lehre zugutegekommen, so Graumann. "In der Selbstverwaltung schlägt das Herz der Hochschule", zitierte die Rektorin Hans-Jürgen Balz - das ihm dies ein ehrliches Anliegen war, zeigt sich in seiner langjährigen Mitarbeit in den unterschiedlichen Hochschulgremien: 15 Jahre Vorsitz im Härtefallausschuss, als Dekan oder Mitglied im Fachbereichsrat, Senat und in zahlreichen Berufungskommissionen. Zu Beginn seines Vortrags "Selbstführung - ein psychologisches Konzept zwischen Alltagsmanagement und Sinnsuche" betont er: Für ihn sei das Wichtigste an der Arbeit in der Hochschule gewesen, Menschen zu begleiten und sie in ihrer Autonomie und Selbstführung zu stärken. Dazu passend führte er in seinem Vortrag in die Grundlagen der Selbstführung ein - von der Begriffsdefinition des Selbst zwischen Ideal- und Real-Selbst bis hin zu verschiedenen Teilprozessen der Selbstführung, wie der Reflexion des eigenen Handelns und seiner Wirkung auf Andere, dem Erkennen drohender Überlastung und der Stärkung der intrinsischen Motivation. Zudem stellte er Ergebnisse einer Interviewstudie vor, die im Rahmen eines Lehr-Forschungs-Projekts an der EvH Bochum durchgeführt wurde. Dafür befragte er 30 berufserfahrene Führungskräfte aus verschiedenen Bereichen (Kinder- und Jugendhilfe, Kita, Bildungseinrichtungen u.a.) zu Fragen ihrer Selbstführung. Prof. Balz plädierte dafür, in Bezug auf die Kompetenzdebatte in der Sozialen Arbeit der Selbstführung als Metakompetenz mehr Gewicht zu geben. Dazu formulierte er zum Ende des Vortrags einige Ideen, wie im Rahmen des Studiums die Selbstführungskompetenz der Studierenden an der EvH noch weiter gestärkt werden könne. Da er nun an einer neuen Publikation arbeite, freue er sich im Hinblick auf seine Entpflichtung darauf, die Gewichtsverhältnisse von 80% Pflicht und 20% Kür im Arbeitsalltag bald umzudrehen und mehr Zeit für die Kür zu haben.
Prof. Dr. Sven Thomas verabschiedete sich mit einem Vortrag der besonderen Art: Anstatt eines theoretisch-wissenschaftlichen Vortrags präsentierte er eine Auswahl aus seinem photographisch-künstlerischen Schaffen der letzten Jahrzehnte unter dem Titel „Sozialreportage oder Photokunst? – Beispiele konzeptioneller Photographie". Nach einem kurzen Rückbezug auf den vorangegangenen Vortrag und die Selbstführung bei Künstler_innen zeigte und erläuterte er verschiedene seiner sozial engagierten Fotoreihen. Jeder fotografischen Reihe sei ein Konzept übergeordnet, das die Motivauswahl und technische Einstellungen präge. Manche entstünden in kurzer Zeit, beispielsweise auf Reisen, an anderen arbeitet Prof. Thomas noch heute (z.B. die Reihe "Lebenswege - This is my way"). So nahm er die Zuhörer_innen in seinem Vortrag mit nach Japan (das besonders Japanische), Italien (Bilder im Stil von Filmphotografie), Frankreich (Stereofotografie in unkorrekter Imitation) oder Russland (bildliche Metaphern für politische und soziale Verhältnisse). Eindrücklich in Erinnerung blieben auch die Bilder, die andere Objekte abbildeten, als auf den ersten Blick gedacht, wie beispielsweise die Simulation von Astrophotographie anhand alltäglicher Oberflächen (z.B. Melone) oder die Imitation von Landschaftsfotografie in der Art von Miniaturfotografie (z.B. Sandburgen die zu Gebirgen werden). Rektorin Graumann bedankte sich nicht nur für lehrreiche Gespräche zu Stummfilmen, sondern insbesondere dafür, dass Prof. Thomas immer ansprechbar für Projekte der Hochschule gewesen sei. Noch heute sind die großformatigen Fotografien im Hochschulgebäude zu sehen, die auf sein Wirken zurückgehen. Auch die Studierenden hätten von seiner engagierten Begleitung in der Lehre profitiert, was beispielsweise bei unterschiedlichen Präsentationen der Fächergruppe Ästhetik deutlich geworden sei. Prof. Thomas lud in diesem Zuge alle Zuhörer_innen zum EvH-Kulturprogramm "EvH-Kreativ" ein, dass passenderweise am selben Abend stattfand. Im Rahmen von EvH-Kreativ stellen Studierende regelmäßig ihre Werke aus den Seminaren der Ästhetischen Bildung vor - beispielsweise Fotografie, Film, Musik oder Performance.