Momentaufnahme

Die Welt ist klein geworden. Sie besteht nur noch aus Haus, Schrebergarten und Supermarkt. Der Garten sieht so gut aus wie nie. Im Büro an der Hochschule verwelken die Blumen. Zu Hausarbeit habe ich immer noch keine Lust. Dagegen bin ich jetzt Zoom-Expertin. Draußen lacht die Sonne. Sie ignoriert Corona. Das Leben funktioniert erstaunlich gut. Kontakte zu anderen sind trotzdem da. Nur anders. Der Kalender ist zwar nicht leerer, aber die Wege sind kürzer. Sofa, Küche, Schreibtisch. Draußen sein ist schön. 1x am Tag lüfte ich die Kinder. Wir haben für alles mehr Zeit. Endlich bekomme ich genug Schlaf. Langeweile bleibt ein Fremdwort - jedenfalls für mich. Die Kinder vermissen tatsächlich die Schule. Sogar das Lernen und die Lehrer. Ich genieße die Stille draußen und den kondensstreifenfreien Coronahimmel. Ich habe Zeit für andere Dinge als sonst. Ich habe auch mehr Zeit zum Grübeln. Und zum Sorgen machen. Ich koche viel mehr als sonst. So langsam gehen mir die Gerichte aus. Ich esse auch viel mehr und regelmäßiger. Das könnte noch problematisch werden. Ich bekomme viel mehr von den Schulaufgaben meiner Kinder mit. Manches erschreckt mich. Viele Dinge, die jetzt anders sind, sind gar nicht schlecht. Manche machen mir sogar richtig Spaß. Überhaupt versuche ich aus allem das Beste zu machen. Aber das versuche ich eigentlich immer.