Noch eine Nacht schlafen, dann ist es so weit. Fast jeden Tag auf meinem Weg mit dem Zug zur Evangelischen Hochschule Bochum habe ich es gesehen. Dieses große U. Anfangs habe ich mir noch Gedanken darüber gemacht, warum es so prominent in den Himmel ragt und welche Bedeutung es haben könnte. Aber meine Wissbegierde zügelte sich, weil anderes wichtiger war, nur das Bild brannte sich in meinem Kopf ein.
Die letzten Tage wollte ich nicht nur etwas über den Ursprung vom Kirchentag herausfinden, sondern auch über die Dortmunder Westfalenhallen. Kirchentag und Dortmunder Westfalenhalle waren keine zu große Herausforderung für mich. Hier wurde ich schnell fündig und stieß dabei allerdings erneut auf ein U, das über die Dortmunder Westfalenhalle ragt. Und da war es wieder, mein vergrabenes U im Kopf. Wo habe ich es noch einmal gesehen? Bochum? Haben die beiden Us etwas miteinander zu tun?
Bei meiner heutigen Internetsuche machte ich mich auf den Weg, mein Bild aus dem Kopf im Internet wieder zu finden. Aber was soll ich eingeben, wenn ich gar nicht weiß, wie ich den Begriff nennen soll, noch wo ich das U gesehen habe? Ich probierte viele Fragen und Begriffe aus, dann fand ich mein tief verschollenes Bild im Internet wieder. Ich war glücklich. Nur war ich immer noch der Meinung, mein U sei in Bochum. Aber es sieht doch dem U auf der Westfalenhalle in Dortmund ähnlich? Was soll es dann in Bochum? Nach weiteren Versuchen hatte ich auch einen Begriff gefunden, das Dortmunder U. Aha, das U befand sich gar nicht auf meinem Weg in Bochum, sondern es gehört nach Dortmund. Und erst heute ist mir klar: Ja, die beiden etwas unterschiedlichen Us haben miteinander zu tun.
Ein U für die Westfalenhallen
Die erste Dortmunder Westfalenhalle eröffnete im November 1925, am Stahlstandort Dortmund, feierlich ihre Türen. Dieses gigantische Holzbauwerk hatte eine Größe von 10000 Quadratmetern, 180000 Kubikmetern und Platz für etwa 12000 Zuschauer. Sie wurde auch für Sportevents genutzt, wie zum Beispiel das 6-Tage-Radrennen und Boxkampf. Max Schmeling siegte 1927 in dieser Dortmunder Westfalenhalle bei einem EM-Boxkampf. Ein Bombenhagel legte die erste Dortmunder Westfalenhalle 1944 in Schutt und Asche. Bei ihrer Zerstörung starben viele Gefangene, die sich in diesem Gebäude befanden. Ein Gedenkstein vor der Halle 3B erinnert heute an die Gefangenen.
Der Wiederaufbau, der meiner Meinung nach eher ein Neuaufbau war, scheiterte vorerst an finanziellen Möglichkeiten. Der Platz, an dem die neue Halle errichtet wurde, war wieder derselbe. Die Motivation zu einem Wiederaufbau nach gelungener Finanzierungsmöglichkeit unter anderem durch große Stahl- und Brauerei-Firmen war der haschende Blick nach Essen. Essen hatte damals schon die Gruga. Dortmund fehlte ein solcher Hingucker, der die Aufmerksamkeit darauf lenkte. War die erste Dortmunder Westfalenhalle noch ein rechteckiges Gebäude aus Holz, nahm der aus Stahl konstruierte und verglaste Neubau mit seinem freitragenden Dach im Grundriss die Form einer Ellipse an.
Und noch ein U in Dortmund
Das U der Dortmunder Westfalenhalle und das vierseitige 9 Meter hohe U des Dortmunder U’s wurden erst 1968 auf die Dächer angebracht. Das Dortmunder U war das erste Hochhaus in Dortmund, das die 1873 gegründete Union-Brauerei zu Gär- und Lagerzwecken nach dem Architekten Emil Moog erbauen ließ. Als die Unionbrauerei 1994 ihren Standort verlegte, wurde alles bis auf den Turm abgerissen. Es entstand dann ein Kunst- und Kreativitätszentrum mit Leuchtturm-Projekt, dass im Rahmen der Kulturhauptstadt Ruhr 2010 am 18. Dezember 2010 eröffnet wurde.
Die U-Turm Bilderruhr, so nennt man die Medienfassade, die unter dem imposanten U zu sehen ist, macht nun mit ihren grün beleuchteten Fensterscheiben und dem Logo auf den diesjährigen Kirchentag in Dortmund aufmerksam. So weist das eine U der Unionbrauerei zu dem anderen U auf den Dortmunder Messehallen, wo der 37. Kirchentag morgen beginnt.
Marita Fouad