Menu
Flüchtlingsarbeit mit „geerdeter Hoffnung“
Bild verkleinern

Flüchtlingsarbeit mit „geerdeter Hoffnung“

Mit den globalen Migrationsbewegungen, die allzu oft als bedrohliche „Flüchtlingskrise“ thematisiert werden, sind neue, zivilgesellschaftliche Kooperationen entstanden, von Kirchen und Gewerkschaften, Kirchengemeinden und Initiativgruppen sowie Kommunen, Wohlfahrtsverbänden und Ehrenamtlichen. Diese Praxiserfahrung motivierte das Autor_innen-Team der Ev. Hochschule RWL, das Buch „Geflüchtete in Deutschland“ zu konzipieren: Wie sind die Erfahrungen und Erwartungen in dieser neuen Zusammenarbeit? Lassen sich diese Kooperationen verstetigen? Welches Know-how und Wissen kann für die Mitarbeiter_innen der Wohlfahrtsverbänden, Diakonie und die ehrenamtlich Engagierten hilfreich sein? Rund 40 Autor_innen aus Kirche, Zivilgesellschaft und Wissenschaft trugen zu diesem publizistischen Transferprojekt ihre praktischen, theologischen und wissenschaftlichen Expertisen bei.

Unter der Rubrik „Ansichten“ bekommen die Geflüchteten ein Gesicht und ihre Stimmen Gehör. Mit interdisziplinären – soziologischen, politikwissenschaftlichen oder auch biblischen – Zugängen werden Denkräume geöffnet, die innerhalb wie außerhalb der Hochschule zivilgesellschaftliche Kontroversen behandeln. So beschäftigt sich beispielsweise die Bochumer Soziologin Hildegard Mogge-Grotjahn mit der viel diskutierten Kölner Silvesternacht, um über „Macht, Geschlecht und Dominanzkultur(en)“ nachzudenken. Die Duisburger Polizeipräsidentin Elke Bartels behandelt die heiklen ordnungspolitischen Aspekte der Migration in ihrer Stadt. Michael Roth, Universitätsprofessor für systematische Theologie und Sozialethik aus Mainz, thematisiert die Ambivalenzen im Verhältnis christlicher Moral und amtskirchlicher Reaktionen im Kontext des Flüchtlingsproblems. Auch die Allianzen, die sich in der ganz konkreten Begegnung mit den Geflüchteten in Netzwerken, Kirchenkreisen und Quartieren entwickelt haben, werden von zahlreichen Autor_innen sichtbar gemacht. Ebenso wie die Handlungsfelder in der Seelsorge oder psychologischen und pädagogischen Betreuung in den verschiedenen Lebensphasen geflüchteter Kinder, Jugendlicher und Auszubildender.

Auch in Zukunft ist Zuversicht, Improvisationsbereitschaft und „geerdete Hoffnung“ gefragt, um dem weltweite Migrationsphänomen und seinen Ursachen in christlicher und humanitärer Haltung begegnen zu können. Mit „Anstößen“ aus dieser Perspektive endet das publizistische Transferprojekt. Es lädt ein, die Flüchtlingspolitik in christlicher und europäischer Verantwortung tatkräftig weiter zu verfolgen.  

 

Gerhard K. Schäfer/Barbara Montag/Joachim Deterding/Astrid Giebel (Hg.): Geflüchtete in Deutschland. Ansichten – Allianzen – Anstöße. Göttingen (Vandenhoeck & Ruprecht) 2017          

Zurück