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Nah dran – traditionelle und neue Aufgaben der Gemeindediakonie
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Nah dran – traditionelle und neue Aufgaben der Gemeindediakonie

Wie gestaltet sich aktuell das Verhältnis von Wohlfahrtseinrichtungen der Diakonie und den Kirchengemeinden im lokalen Sozialraum? Welche diakonischen Aufgaben nehmen die Kirchengemeinden wahr? Wie balanciert die Diakonie als Unternehmen Fachlichkeit, diakonische Tradition und ökonomische Anforderungen in einem wettbewerblich strukturierten Sozialraum aus? Und schließlich: Stellen die gesellschaftlichen und sozialpolitischen Entwicklungen der Gegenwart neue Anforderungen sowohl an die institutionalisierte Diakonie als auch Kirchengemeinden und ihre Kooperationen?

Eine empirische Bestandsaufnahme: 
Um diese Fragen zu beantworten, fächerten die Professoren Gerhard K. Schäfer und Christian Zwingmann von der Ev. Hochschule RWL, die wissenschaftliche Mitarbeiterin Nina Raith und Martin Wehn, Geschäftsführer der Diakonie Mark-Ruhr, in einem zehnseitigen Fragebogen auf, was in Kirchengemeinden unter diakonischer Arbeit verstanden werden kann. Zum Beispiel: Welche Rolle spielt sie in den Konzeptionen der Gemeinde? Was wird an Geld dafür investiert und wie ist diese Arbeit in den Leitungsstrukturen verankert? Im Ergebnis spielen für die rund hundert Gemeinden, die sich an der Bestandsaufnahme beteiligten, diakonische Aktivitäten eine große Rolle. Die Bandbreite reicht von klassischen Feldern wie Besuchsdiensten für kranke und einsame Menschen, der sehr häufig vertretenen Kinder- und Jugendarbeit bis zu neueren Formen der inklusiven und interkulturellen Gemeinwesenarbeit.  

Praktische Beispiele aus dem Gemeindeleben:
„Wir wollten auch zeigen, was alles möglich ist, und das muss gar nicht immer spektakulär sein“, kommentiert Professor Gerhard K. Schäfer das Anliegen des Werkstattbuches. Mehr als ein Dutzend Beispiele aus dem Ruhrgebiet versammelt der Band, um ganz konkret Möglichkeiten sichtbar zu machen und die Phantasie zu beflügeln: inklusive Gottesdienste, ein Trauerzentrum, interkulturelle Nachbarschaftsnetzwerke, ein integratives Familienzentrum, Angebote für Menschen nach der Berufsphase oder ein Kooperationsprojekt von Kirchengemeinde und institutionalisierter Diakonie.

Überlegungen zur Zukunft der „sorgenden Gemeinde“:
Angesichts sterbender Stadtteile, wachsender Armut und steigender Migration, aber auch den sozialpolitischen Ansprüchen inklusiver Sozialarbeit und sich dezentralisierender, professioneller Dienstleistungen wird der Begriff des „Sozialraums“ zentral. Daraus ergeben sich neue Aufgaben für das Unternehmen Diakonie, die diakonische Arbeit und gemeinsame – im Idealfall partnerschaftliche – Kooperationen in den Wohnquartieren, dort wo die Menschen leben und sterben und dort wo gemeindebezogene und institutionalisierte Diakonie sich begegnen. Welche Ressourcen gibt es oder sollte es geben, welche Strukturen und neue Fragestellungen? Über diese Herausforderungen machen sich verschiedene Autoren kluge Gedanken, die es lohnt, in Zukunft weiterzuspinnen.

 

Gerhard K. Schäfer/Joachim Deterding/Barbara Montag/Christian Zwingmann (Hg.): Nah Dran. Werkstattbuch für Gemeindediakonie. Neukirchen-Vluyn (Neukirchener Verlagsgesellschaft) 2015

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