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"Die Sache mit der Türkei": Informationsveranstaltung

16.01.2018 / Ort: Aula

Bereits seit einigen Jahren häufen sich in deutschen Medien irritierende Meldungen über teils erschütternde Ereignisse in der Türkei: Die Niederschlagung von Protesten, der Umbau des politischen Systems, ein Putschversuch, die Verhaftung von Parlamentsabgeordneten und Bürgermeister_innen, die Säuberung von Militär, Schulen und Verwaltung, die politische und militärische Konfrontation an der syrischen und irakischen Grenze, die Förderung von Islamisten und deren militärische Unterstützung in Syrien und vor allem ein brutaler Krieg „gegen den Terror“ im Südosten des Landes markieren Höhepunkte einer gewaltsamen Neuausrichtung der türkischen Politik. 

Hinweise auf zwischenstaatliches Zerwürfnis

Zugleich mehren sich in den deutsch-türkischen Beziehungen in jüngster Zeit auch Hinweise auf ein zunehmendes zwischenstaatliches Zerwürfnis. Einerseits scheint die Türkei für die Bundesrepublik zwar immer noch als schlagkräftiger NATO- und Handelspartner und vor allem als repressiver Staat, der Flüchtende gewaltsam an der Weiterreise in die EU hindert und im Interesse Deutschlands bei sich festhält, funktional und geradezu unentbehrlich.

Andererseits zeugen Orgien wechselseitiger Beschimpfungen zwischen Ankara und Berlin, wechselseitige Einmischung in den Wahlkampf und Auftrittsverbote, die Verhaftung von deutsch-türkischen Journalisten und Politaktivisten, das Einfrieren der EU-Beitrittsverhandlungen, die Gewährung von politischem Asyl für hochrangige türkische Militärs und Diplomaten in der Bundesrepublik und nicht zuletzt der Abzug der deutschen Luftwaffe vom türkischen Stützpunkt Incerlik von verschärften Gegensätzen zwischen den beiden Gewaltmonopolen.

Wissenschaftler_innen verlieren Jobs, Hochschulen werden geschlossen

Auch auf der Ebene der Wissenschaft hinterlassen die Ereignisse ihre Spuren: In der Türkei verlieren Wissenschaftler_innen ihre Jobs und werden 15 Hochschulen geschlossen. 5000 Angestellte türkischer Hochschulen sind bis zum Frühjahr entlassen worden. Zum Jahrestag des Putschversuchs, Mitte Juli, verloren 300 weitere Hochschulangestellte Arbeit und Einkommen. 400 Professor_innen und Dozent_innen mussten seit 2016 gehen, weil sie sich mit ihrer Unterschrift unter den Appell der Akademiker für den Frieden für ein Ende des Militäreinsatzes in den Kurdengebieten eingesetzt hatten.

Für die entlassenen Wissenschaftler_innen entwickelt sich die Bundesrepublik offenbar zum Hauptaufnahmeland. Das dürfte auch an Stipendien liegen, mit denen u.a. das Auswärtige Amt deutsche Universitäten dabei unterstützt, türkische Wissenschaftler_innen aufzunehmen. Auch die EVH unterhält Kontakte zu Hochschulen in der Türkei...

Anlass zum Nachdenken und Diskutieren

Die skizzierten Entwicklungen geben Anlass zum Nachdenken und Diskutieren: Wie erklären sich die aktuellen Entwicklungen in der Türkei vor dem Hintergrund der Geschichte der Republik? Welche Ziele verfolgt die regierende AKP unter Präsident Erdogan? Welche Ziele verfolgt(e) die deutsche Türkeipolitik und wie erklären sich die zunehmenden Spannungen der beiden Staaten? Was waren die Ursachen für die Entlassungswellen an türkischen Hochschulen und wie ist die Lage der betroffenen Wissenschaftler_innen heute? Welche Ziele verfolgt die Bundesregierung, bzw. das Auswärtige Amt mit ihrer „Hochschuldiplomatie“? Lassen sich daraus Konsequenzen für den Umgang der EvH mit Kolleg_innen und Partnerhochschulen aus der Türkei ableiten?

Vortrag und Diskussion mit den beiden Experten Ismail Küpeli (Ruhr-Universität Bochum) und Betül Havva Yılmaz (Johannes Gutenberg-Universität Mainz) finden am Dienstag, 16. Januar 2018, von 14 bis 17.30 Uhr an der EvH in Bochum statt.

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