19.06.2023 / Ort: Studio (013)
Nora Gomringer
GOTTESANBIETERIN
Gedichte, Gefechte, Gebetsmaßnahmen
Montag, 19. Juni 2023, 19.30 Uhr, Studio (Raum 013)
Immer öfter lässt sich Nora Gomringer die Gretchen-Frage stellen, sie antwortet in Essays, Reden, Geschichten und natürlich: in Gedichten. Das geschieht oft komisch und mit einem Augenzwinkern, ihr und jedes Gläubigsein ist persönlich. Die Lyrikerin hat sich zuletzt mit irdischen Ängsten, Krankheiten und Phänomenen des Oberflächlichen beschäftigt, doch das Metaphysische wohnte dem schon immer inne – und denken wir an Gomringers Wanderung mit einem lispelnden, über die Einsamkeit des Menschen sprechenden Hermelin, so wundert es kaum, dass erneut eine tierische Begegnung Auslöser für die in diesem Band versammelten Gedichte ist: Schon vor vielen Jahren traf die Dichterin auf eine riesige Heuschrecke im US-amerikanischen Hinterhof ihrer damaligen Gastfamilie: die Gottesanbeterin. Es war diese einstündige Begegnung des Schweigens, die Gomringer zur Hinterfragung des irdischen Seins und der Vielgestaltigkeit von Religion gebracht hat, jenem »geschmacksverstärkenden, mal verträglichen, mal unverträglichen Glutamat des Seins«.
An diesem Lyrikabend präsentiert Gomringer eine Auswahl der seither unternommenen Betrachtungen des Dies- und Jenseitigen.
Nora-Eugenie Gomringer wurde 1980 in Neunkirchen/Saar geboren, wuchs in Oberfranken auf und besitzt die deutsche wie die schweizerische Staatsbürgerschaft. Zahlreiche Aufträge, Aufenthaltsstipendien und Lehraufträge, auch im Namen des Goethe Instituts und der Pro Helvetia, haben sie als Autorin, Dozentin und Performerin rund um den Globus geführt. Für ihr künstlerisches Werk wurden ihr neben dem Förderpreis des Freistaates Bayern (2006) und dem E.ON Kulturpreis (2008) auch der wichtigste deutsche Sprachpreis, der Jacob-Grimm-Preis Deutsche Sprache 2011 in Kassel verliehen – in Reihe mit ihren Vorgängern Loriot, Günther de Bruyn und Udo Lindenberg. Im Jahr 2012 folgte der Joachim-Ringelnatz-Preis. Die Europa-Medaille des Freistaats Bayern sowie der Ingeborg-Bachmann-Preis wurden ihr 2015 zugesprochen. Einzelne Lyrikbände sind ins Schwedische, Französische, Englische, Spanische, Belarussische und Vietnamesische übersetzt.
Die Veranstaltung ist Teil des EvH-Kulturprogramms.