24.01.2020 / Ort: Aula
Am 24. Januar 2020 findet an der EvH RWL (Aula) von 9.45 bis 16 Uhr der Tag der Heilpädagogik statt. Es werden nicht nur interessante Workshops und Diskussionsforen geboten - sondern auch mit Prof. Dr. Mai-Anh Boger von der Universität Paderborn eine außerordentlich namhafte Referentin, die Interessierte mit folgendem Vortrag in das spannende Feld der Verhaltensauffälligkeiten aus (heil-)pädagogischer Sicht einführen wird: "Zur vergessenen ‚Evidenz‘ des Verstehens von Verhaltensauffälligkeiten".
Durch die Dominanz eines medizinischen Verständnisses von "psychischer Krankheit" wird auch in pädagogischen Diskursen ein pathologisierendes und biologistisches Bild von Verhaltensauffälligkeiten salonfähiger. Die Rhetorik um ‚Evidenzbasierung‘ hat diese Dynamik noch verstärkt – stammt doch auch dieses Schlagwort ursprünglich aus der Medizin.
Grundständig pädagogische Begriffe wie jene der ‚Erziehungsbedürftigkeit‘ und der ‚Erziehungsprobleme‘ und die dazugehörigen pädagogischen Praktiken werden zunehmend durch klinische Begriffe, therapeutische Manuale und evidenzbasiert für wirksam erklärte Interventionen verdrängt. Im Eröffnungsvortrag wird daher zunächst erörtert, in welchem Zusammenhang die Diskurse um Evidenzbasierung, Psychologisierung und Manualisierung stehen.
In Abgrenzung zu jenem evidenzbasierten Manual-Eklektizismus wird sodann ein anderes, ein grundständig pädagogisches, und zugleich ein altes Konzept revitalisiert: der Verstehensansatz der geisteswissenschaftlichen Pädagogik mitsamt seiner heilpädagogischen Wendung, dass die dialogische Haltung Grundbedingung für die Erfahrung evidenten Wachstums im pädagogischen Verhältnis ist.
Was sodann als ‚evident‘ und ‚praxistauglich‘ erscheint, ist nicht ein als wirksam evaluiertes Manual, sondern vielmehr die pädagogische Weisheit, dass menschliches Verhalten verstanden werden will und dass dieses Verstanden-Werden im emphatischen Sinne selbst eines der wirkmächtigsten Mittel zur Veränderung zwischenmenschlicher Kommunikationen ist.
Abschießend gibt es eine Runde mit Expert_innen aus der Praxis sowie das Alumnitreffen.